Tempel der antiken Stadt Naga
 

Die Ruinen der alten Königsstadt aus dem einstigen antiken meroitischen Reich erheben sich mitten in der Wüste.
Dieses Reich war von etwa 300 v. Chr. bis 350 n. Chr. ein mächtiger Nachbar des ptolemäisch-römischen Ägyptens.
Die Tempel zogen sich vom Fuß der Stadt bis hinunter ins Wadi-Tal.
Die meroitische Stadt Tolkte, die heute den Namen Naga trägt, liegt ca. 130 km nordöstlich von Khartoum in der Butana-Steppe.
Es wird angenommen, daß sie etwa im 3. Jahrhundert gegründet wurde, um den residierenden Königen einen günstigen Standort als Handelsplatz zu dienen zwischen Niltal und Wüste und zwischen Seßhaften und Nomaden, ebenso als Ort der Rechtssprechung und Repräsentation.
Im antiken Sudan haben die Reisen der Herrscher lange Tradition. So wird auf kuschitische und napatanische Stelen von Krönungsreisen der Herrscher berichtet.
Da die Bewohner zu dieser Zeit überwiegend Halbnomaden und Nomaden waren, waren die Reisen des Herrscherhauses eine Notwendigkeit um den Kontakt zu halten und Kontrolle zu haben.


Grabungshaus des Ägyptischen Museums in Berlin

Naga war nach Meroe Stadt zweitwichtigster meroitischer Altertumsplatz mit mehreren
Tempeln, 2 Hafiren, zahlreiche Koms (Hügel) und zwei großen Friedhöfen.
Die 5 wichtigsten Sakralgebäude sind:
- Apedemak-Tempel (Löwentempel) des Natakamani und Amanitore
- sog. röm. Kiosk vor dem Apedemak-Tempel
- Amun-Tempel des Natakamani und Amanitore mit vorgesetztem Kiosk
- Tempel F am Berghang
- Südtempel (unveröffentlicht)
- Südtempel mit Umfassungsmauer und Kolonnade.


Naga geriet eineinhalb Jahrtausende inmitten der Wüste in Vergessenheit.
Seit 15 Jahre finden unter der Leitung von Prof. Dr. D. Wildung und Dr. Karla Kröper durch das dort tätige Ägyptische Museum in Berlin Ausgrabung statt.
Bisher hat man nur etwa 5% des großen Areals ausgegraben. Nahezu vollständig wurde Reliefs des im Talgrund liegenden Löwentempels gefunden.
Auf einer Ausstellung am 31.08.2011 “Königsstadt Naga” in den Räumen der Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank berichtete das Ausgrabungsteam von ihren Funden und bisherigen Ausgrabungsergebnissen.
Eine Stele, die unter den Flügeln der Sonnenscheibe die Königin Amanishakheto und die von einem Doppelfalken auf der Mondsichel
bekrönte Göttin Amesemi darstellt, wurde unter den eingestürzten Säulen des Amuntempels gefunden.
Eine andere Stele fand man auf dem Pflaster des Sanktuars. Dort steht die Königin zwischen dem rechts thronenden löwenköpfigen Gott Apedemak und der links hinter ihr stehenden Göttin Amesemi, seiner göttlichen Gefährtin.
Diese Darstellung soll ein harmonisches Miteinander zwischen Götter und Königin, wie auch die dargestellten Feinde unter ihren Füßen
die politische Ordnung symbolisieren. Ein dreistufiges Thronpodest stammt aus dem Vorfeld des Amuntempels. Die beiden unteren Stufen zeigen auf dem Bauch liegende, zusammengeschnürte Gefangene, auf der obersten Stufe balancieren zwei Gefesselte mühsam auf ihren Knien. Die Darstellungen von gefesselten Feinden unter den Sohlen des Herrschers weisen den Amuntempel als einen zentralen Ort politisch-religiöser Repräsentation aus.
Aus kostbarer Fayence und aus Sandstein gefertigt wurden viele Löwenfiguren, kleine Statuetten und große Statuen gefunden.
So auch ein Löwenkopf mit eingelegten Augen. Ebenfalls eine kleine Fayence-Figur der sitzenden Göttin Isis mit dem Horuskind,
die als Krone ein Kuhgehörn mit der Sonnenscheibe trägt.
Kleine Würfelfiguren, zu einem Würfel reduzierte Körper, hat man auf Opferstellen gefunden, aus der ein übergroßer Kopf hervorgeht,
für die es außerhalb von Naga keine Parallelen gibt. Erhebliche Schleifspuren sind auf den Seitenflächen zu sehen.
Dem abgeriebenen Steinmehl hat man wahrscheinlich magisch wirksame Kräfte zugeschrieben.

Es wurden noch viele aufschlußreiche und interessante Funde gemacht, die alle aufzulisten, wäre hier zu viel.

Die beiden Haupttempel zeigen hieroglyphische Inschriften bei den Ritualszenen, welche nicht, wie es auf den ersten Blick  scheint, ägyptisch sind, sondern diese sind mit hieroglyphischen Zeichen in meroitischer Sprache geschrieben. Vor 100 Jahren konnte man zwar die Schriftzeichen entziffern, aber die meroitische Sprache bis heute noch nicht vollständig übersetzen.
Die aktuellen Ausgrabungsarbeiten werden noch Jahre beanspruchen und es ist damit zu rechnen, daß noch viele interessante Funde gemacht werden. Gerade weil Naga noch überwiegend unberührt ist und das Fundmaterial überwiegend sehr gut erhalten ist, und durch seinen Kontext in dem unter König Natakamani und Königin Amanitore um die Zeitwende errichteten Tempel gut zu datieren ist, können neue Erkenntnisse aus dieser Zeit erworben werden.

Vor dem Ausgrabungshaus befinden sich kleine aktuelle Fundstücke.
Auf den nächsten Seiten berichte ich von den antiken Tempeln welche wir besichtigt haben:
   
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Literaturübersicht zu Naga