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Der Tempel zählt zum bedeutendsten religiösen
Tempel in Naga. Er war dem Gott Amun geweiht. Errichtet wurde dieser um die Zeitwende unter der Herrschaft des Königs Natakamani. |
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Auf einer künstlich angelegten Terrasse, die über eine breite
Rampe erreichbar ist erhebt sich der Tempel am Südrand der Stadt. Die gesamte Länge des Tempels ist ca. 35 m bei einem Niveauanstieg von ca. 7 m. Mit hochwertigen Reliefs waren die einst weiß verputzten Wände dekoriert. |
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Auf halbem Weg, unterbrochen von einer Stationskapelle, bilden zwölf Widder
eine prächtige Zugangsallee zum Tempel. Außerhalb des Tempels steht östlich ein dreizehnter Widder auf einem frei zugänglichen Opferplatz. |
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Durch ein Erdbeben im zweiten Jahrhundert n. Chr. wurde der Tempel und die
Stadt mit ihren weiteren Heiligtümern vollständig zerstört. Erhalten blieb vom Pylon (Toranlage mit Flankentürmen) des Tempels nur das Sandsteinportal mit seinen Reliefs und Inschriften. |
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Acht mit Reliefs verzierten Säulen, die die Decke trugen, haben aufrecht
stehend im anschließenden Hypostyl die Zeit überdauert. Alle anderen Säulen
sind umgestürzt. Fünf in Einzelteile zerfallene Säulen wurde bei der Grabung gefunden, wieder zusammengesetzt und aufgerichtet. |
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Über einen Sandsteinpflasterweg gelangt man durch zwei weitere Räume und drei Tore ins Sanktuar (Altarraum) des Tempels. | |||||
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Architrav vom
ersten Durchgang des Amuntempels. Es handelt sich um zwei Bildszenen, die in der Mitte getrennt sind. Links in der Bildmitte sitzt der menschenköpfige Amun und rechts in der Mitte der widderköpfige Amun. Beide werden durch senkrechte Inschriftzeilen voneinander getrennt. Von beiden Seiten schreiten Natakamani, Amanitore und Arakakhatani auf die Götter zu. Arakakhatani (pqr = Prinz) trägt nur ein Diadem, während das Königspaar links die oberägyptische Krone und links die unterägyptische Krone trägt. Der König ist in seiner Bewegung ähnlich dem ägyptischen Ritual des Vasenlaufes dargestellt und trägt einen kurzen Schurz. |
Auf dem
Architrav des zweiten Durchgangs ist die Sitzordnung der Götter vertauscht,
links der widderköpfige und rechts der menschenköpfige Amun. Das Königspaar trägt Sandalen, über dem langen Gewand ein Pantherfell und auf der rechten Seite die hmhm- Krone1. Auf der Linken Seite tragen sie die Krone mit hohen Federn. Arakakhatani (pqr = Prinz) trägt auch hier nur ein Diadem mit langem Gewand. |
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Die Abbildungen, wie hier auf dem Türsturz
sowie auch auf den Seiten belegen deutlich die Verschmelzung und Übernahme
des Gottes Amun von Theben mit dem nubischen Gott Amun. So sieht man auf dem linken Türsturz in der Mitte, gleich links neben dem Register mit der Inschrift, den Gott Amun von Theben. Gut zu erkennen an der Federkrone, Götterbart und mit menschlichem Gesicht. Dagegen ist auf der rechten Seite der nubische Gott Amun zu sehen, ebenfalls mit Federkrone und Götterbart, allerdings mit Widderkopf und Widdergehörn. Auf dem rechten Türsturz das Gleiche umgekehrt. |
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Im Sanktuar
fand man in Situ diesen sehr gut
erhaltenen Altar.
Vor dem Altar wurde noch ein Opferbecken gefunden. Es ist anzunehmen, daß der Kult noch lief, als der Tempel durch das Erdbeben einstürzte. Dieser 1,6t schwere Altar zeigt außergewöhnlich qualitätsvolle Reliefs im für das Königreich von Meroe typischen Mischstil aus ägyptischen und afrikanischen Komponenten. Auch hier ist deutlich zu erkennen, wie sich hier im Nordsudan ägyptische Anregungen mit lokalen Kunstformen verbinden, also eine Symbiose vom sehr stark nach Norden orientierten Ägypten und den afrikanischen Elementen der meroitischen Kultur. Aus Sicherheitsgründen wurde der Altar aus dem Tempel entfernt und ist im Nationalmuseum von Khartum zu sehen. Im Tempel steht heute eine Replik, das in Berlin angefertigt wurde. |
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Um in den Tempel zum Sanktuar zu gelangen, führt der
Weg zuerst durch eine Allee mit jeweils sechs Widdern auf jeder Seite.
Danach kommt auf halbem Weg kleines Kiosk (Stationskapelle) und danach
nochmals sechs Widder. Ein dreizehnter Widder steht östlich, außerhalb des Tempels auf einem frei zugänglichen Opferplatz. Hier durften auch normale Besucher hin und ihre Götter anbeten. Der Tempel selbst war der Königsfamilie und den Priestern vorbehalten. |
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Die mächtigen Widderstatuen vor dem Amuntempel sind im klassisch- ägyptischen Stil dargestellt. Dieser Widdertypus hat ein in Spiralen stilisiertes flauschiges Vlies, das in Ägypten in dieser Art nicht zu finden ist. Die dazugehörigen Königsfiguren gleichen in der Ikonographie des mumiengestaltigen Gottes Chons und tragen Gesichter im meroitischen Stil. | ||||||
2 |
Stilistisch passen diese kleinen Würfelfiguren aus
dem Amuntempel nicht so recht zu den anderen Darstellungen im ägyptischen
bzw. meroitischen Stil. Die Gesichter erinnern eher an afrikanische Skulpturen der NOK-Kultur in Nigeria. Durch die Fundlage und daß Naga seit dem Erdbeben bisher unberührt war, kann eindeutig davon ausgegangen werden, daß diese Skulpturen alle von diesem Ort stammen und wahrscheinlich auch hier gefertigt wurden.
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Wie bereits erwähnt befindet sich auf halben Weg
zwischen den Widdersphingen ein Kiosk (Stationskapelle), möglich daß dieser
Kiosk als Barkenstation diente (?).
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Unter den teilweise
meterhohen Sandverwehungen kamen überraschend viele Statuen,
Statuenteile und andere Objekte, die für die Kunstgeschichte des antiken
Sudan von Bedeutung sind, zum Vorschein. Gefunden wurden um die 50 Statuen und
Statuenteile, wovon die meisten Objekte sich in einer sekundären Fundlage
befanden. So waren darunter auch eine erstaunlich große Zahl von Wasserspeiern (siehe Bilder oben) in Form eines Löwenkopfes zu Vorschein. |
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Neben dem Amuntempel liegt noch eine ganze Stadt auf einer Fläche von rund drei Quadratkilometern unter dem Wüstensand begraben. Selbst wenn die finanzielle Situation es erlaubt, dort neben den religiösen Stätten auch die Stadt auszugraben, wird es noch Jahrzehnte dauern bis diese Stadt ausgegraben ist. |
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1 Hemhem-Krone
ist eine besonders sorgfältig gearbeitete Form der altägyptischen Atef-Krone.
Sie wird auch als „Dreifache Atef-Krone“ bezeichnet, da sie aus drei Atef-Kronen mit sechs Sonnenscheiben auf einem Widdergehörn besteht, an welchem sich mindestens zwei Uräen befinden. |
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2 Photo: D. Wildung aus Kemet Zeitschrift 1/1011 | ||||||