Naga -  Hathorkapelle
(auch als römischer Kiosk bekannt)
 

Die Hathorkapelle wurde wegen der starken hellenistischen Bauelemente in der Vergangenheit "römischer Kiosk" genannt. Erkenntnisse durch neuere Grabungen zeigten, daß es sich hier um einen Hathorkapelle handelt. Im Verlauf der Grabungskampagne 2003 kam ein Block mit Darstellung der Hathor zu Tage, so konnte man daraus schließen, daß dieser Kiosk der Göttin Hathor zugewiesen werden kann.
An dieser Kapelle ist gut zu beobachten, wie sich die  ägyptisch beeinflußte meroitische Architektur mit Elementen der abendländischen Bauweise mischt.
Wildung nennt diese Kapelle "archäologisches Objekt gewordener Nord-Süd-Dialog" und mit seinen Elementen auch der afrikanischen und meroitischen Kultur "ganz ungewöhnlich".
Diese Kombination der verschiedenen kulturellen Bauelemente dokumentieren die Offenheit des meroitischen Staates zu anderen Staatsformen und Kulturen.

Naga war eine bedeutende antike Stadt. Sie war zeitgleich mit dem Ptolemäerreich und mit den römischen Kaisern rund ein halbes Jahrtausend eines der wichtigsten Zentren des Königreichs von Meroe. Als südlichen Nachbarn Ägyptens fungierte Meroe als Brückenfunktion zwischen Mittelmeerwelt und Afrika.

Die kleine Hathorkapelle verbindet die ägyptische Bauform der Prozessionskapelle mit korinthischen Kapitellen, Zahnschnitt und Eierstab (griechischer Stil der Dekorationen an Bauelementen) zu einem Stilgemisch barocker üppigem Formenreichtum. Nachgewiesen ist, daß trotz ihrer völlig verschiedenen architektonischen Typologie diese drei Heiligtümer (Amuntempel, Löwentempel und Hathorkapelle) zur selben Zeit unter Natakamani errichtet wurden.

In ihrer etwa 2000 jähriger Geschichte ist die Hathorkapelle relativ gut erhalten geblieben. Allerdings ist die Standsicherheit im bodennahen Bereich gefährdet durch Erosionen im Sandstein, der durch Wasser und Wind sehr stark beschädigt ist. Die Kapelle liegt an einem tiefen Punkt im Wadi, der untere Teil des Gebäudes liegt etwa 75 cm in eingespülten Sedimenten. So ist davon auszugehen, daß die Feuchtigkeit dort an dem Gemäuer die Festigkeit des Sandsteins beeinträchtigt hat.
Durch das Erdbeben sind außerdem einige Architrave verschoben und absturzgefährdet. Teilweise sind die ca. bis zu 2 Tonnen schweren Architrave bereits herunter gefallen und beschädigt. Ebenso ist das Gefüge des Gebäudes verschoben und dadurch der statische Ring, den die Architravzone ursprünglich gebildet hatte, durch den in Teilen bereits erfolgten Einsturz nicht mehr gegeben ist.
Ziel der Ausgrabungskampagne ist durch einen Teilabbau die verlorenen Verankerungen zu ersetzen, Schäden, die zur Sicherung dienen auszubessern, dabei heruntergefallene und gefundene Bauelemente wieder einzufügen. Zum großen Teil ist diese Arbeit inzwischen schon sehr weit fortgeschritten.

Der bekannte Abenteurer Hermann Fürst von Pückler-Muskau war 1837 hier und hinterließ ein Graffito mit seinem Namenszug. In seinem Bericht klagte er " über die große Hitze, er sei todmüde, habe brennende Kopfschmerzen, und es gebe nur schwarzes Wasser aus stinkenden Schläuchen zu trinken."

Unter Richard Lepsius fand eine erste Expedition statt als er 1844 in Naga Station machte. Er kartierte die Ruinen und brachte viele Funde nach Berlin.

1958 kamen kurz Archäologen der Humboldt-Universität an diese Stätte. Der Franzose Frederic Cailliaud war bereits 1822 dort.
Ausgrabungen hatte in all dieser Zeit niemand begonnen. So fand Wildung mit seinem Ausgrabungsteam die Stätte noch unberührt seit der Antike vor.

 

 

   
   
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