11. Dynastie
bis vor der Reichseinigung durch Mentuhotep II.
(Mentuhotep Nebhepetre)
 

Die Anzahl und Namen der Herrscher, die der 11. Dynastie zugeordnet werden, sind überwiegend besser belegt, als die der 9./10. Dynastie.
Die Überlieferung durch Manetho ist eher als unsicher anzusehen, doch sind auf verschiedenen Denkmälern ausführliche Hinweise zu finden, die für die Zeit vor und nach der Wiedervereinigung durch Mentuhotep II. (
Mentuhotep Nebhepetre) Hinweise geben.  So kann  auch die Reihenfolge der Herrscher durch zeitgenössische Denkmäler als gesichert angesehen werden. 
Zu den Zählungen der "königlichen" Personen mit Namen Mentuhotep I., II. und III., welche in der Literatur uneinheitlich erwähnt werden, hat sich Elke Noppes auf ihrer Homepage (www.mentuhotep.de) ausführlich geäußert.

Siehe hier: Mentuhotep I., II. oder III.
 

Karnakliste Turiner Papyrus Kol.V.  
Gaufürst Antef
(Intef/Antotef)


rp'tj, h3tj-['] Jnj-jtj.f
fehlt Antef wird (nach Schneider(1)) als Gaufürst und Ahne (Tepi = Vorfahr) der 11. Dynastie genannt. Nach der Königsliste von Karnak wäre er der Vorgänger von Mentuhotep I. .
Weitere Informationen zu Antef sind
hier zu finden.
Mentuhotep I.

@r: tpj- Mn
 

njswt-bjtj [...]

Zeitgenössisch ist Mentuhotep I. nicht belegt. Er erscheint in der Königstafel aus Karnak als Vorgänger von Antef I. und trägt den fingierten Horusnamen  tpj-a „Vorfahre“. Auf dem Turiner Königspapyrus befindet sich in der Auflistung der Könige der 11. Dynastie eine zerstörte Stelle die nur noch die Königstitulatur njsw.t bjt nennt und die Mutmaßung nahe legt, es handelt sich um den Namen von Mentuhotep I..

Den Titel eines Königs trägt Mentuhotep I. zeitgenössisch nicht, ist aber von der späteren Tradition als solcher betrachtet worden. Auf seiner von Antef II. in das Heqaib-Heiligtum auf Elephantine gestifteten Sitzstatue aus Quarzit wird Mentuhotep I. mit dem singulären Titel (
jtj nTr.w) "Göttervater" (statt Gottesvater) genannt. Daraus schließt man, daß er der Vater von seinen Nachfolgern Antef I. und Antef II. sein könnte.
Nach einem Relief von Schatt er-Rigal betrachtet der Reichseiniger Mentuhotep II. nicht Mentuhotep I. als Dynastiegründer, sondern Antef I., der tatsächlich den Königstitel trug.
Weil die Nennung des Namens nur durch nachträgliche Eintragungen überliefert ist, zweifelt man an seiner Existenz und sieht in ihm einen fiktiven Ahnenherr.
 

Antef I.
@-tAwj  Jnj-jtj.f


@r shr tA.wj

 

njswt-bjtj [..]

Regierungszeit ca. 12 Jah
re
Antef I. wird in der Literatur als Sohn des Mentuhotep I. angesehen, auf Grund der unter Mentuhotep I. erwähnten Inschrift der Sitzstatue im Heqaib-Heiligtum auf Elephantine und des Titels "Göttervater", den Mentuhotep I. trug.
Unsicher ist, ob die Mutter seines Bruders Antef II. auch seine Mutter ist, sie wird als solche inschriftlich nicht erwähnt.

Antef I.
führte zunächst den Titel "Großer Vorsteher von Oberägypten". Nach seinen Siegen über die rivalisierenden Städte Koptos, Dendera und Hierakonpolis nahm er später eine Königstitulatur an.

Von seinen politischen Aktivitäten ist wenig bekannt.
Vermutet wird unter ihm (nach Schneider (1)) eine Eroberung über die zuvor von dem Gaufürsten Anchtifi von Moalla beherrschten Gebiete südlich von Theben, vielleicht bis Elephantine, und eine Reorganisation des Herrschaftsgebietes. Ein Stelenfragment aus Dendera erwähnt eine Ausdehnung seines Herrschaftsbereiches bis nach Dendera, was den 1.-6. Oberägyptischen Gau umfaßt und nennt einen "Großen Vorsteher Oberägyptens" mit dem Namen Antef. Diese zeitliche Einordnung ist nach Gomaà allerdings nicht gesichert.
In el-Tarif werden Antef I. das früheste der drei Saff (Pfeilerfront)-Gräber, auf Grund der Erstellung einer baugeschichtlichen Abfolge, in Theben West zugeschrieben. 
 
Antef II.

@
r:
Hr wAH anx


Der Name in der Kartusche wird als
"Sohn des Re, Antef, Der Große" gelesen.

 


njswt-bjtj [...]
Regierungszeit ca. 49 Jahre
Wie bereits erwähnt, geht man davon aus, daß Mentuhotep I. der Vater von Antef II. war.
Als seine Mutter ist Neferu und sein Sohn Antef III. belegt (2).
Ebenso soll als sicher gelten, daß Antef I. sein Bruder war.
Von Antef II. liegen zeitgenössisch erstmals Belege vor.
Zu Beginn seiner Regentschaft war er Herrscher über die oberägyptischen Gaue 1 bis 6 und der Stadt Abydos. Thinis eroberte er zweimal, bis die Hauptstadt des 8. oberägyptischen Gaues endgültig zu seinem Einflußbereich zählte. Es gelang ihm damit seinen Herrschaftsbereich bis Qaw el-Kebir auszudehnen, etwa 100 km nördlich von Abydos gelegen und Kontrolle über Oberägypten zu erlangen.
Inschriften im Hetepi in Elkab(3) berichten von einer Hungersnot während seiner Herrschaft. 1860 fand Auguste Mariette vor dem Grab Antefs II in el-Tarif den unteren Teil einer Stele (heute im Ägyptischen Museum Kairo), die seine Eroberungen schildern und ihn in Begleitung mit fünf namentlich genannten Hunde zeigt (die sogenannte „Hundestele“).
Die Restaurierung der Kultkapelle des vergöttlichten Gaufürsten Heqaib in Elephantine wird ebenso Antef II. zugeschrieben.
Eine im Karnak-Tempel gefundene oktagonale Säule mit der Nennung seines Namens und dem Gott Amun-Re läßt vermuten, daß Antef II. bereits einen Tempel in Karnak errichtet hat.
Sein Grab, ein Saffgrab (Reihengrab), legte er in el-Tarif an. Es ist das mittlere der drei Saffgräber, welche heute unter dem Namen Saff el-Kisasija Großgrab bekannt sind.
Zwei Stelen aus dieser Grabstätte zeigen Darstellungen von seinen Hunden mit lybischen Namen. Interessant ist, daß der Papyrus Abbot II. 8, der eine Inspektion der Gräber unter Ramses IX. (späte 20. Dynastie) zum Inhalt hat, nur den Hund Behek auf einer der Stelen erwähnt. Sie war wohl so verschüttet, daß man die vorhandenen übrigen vier Hunde nicht erkannte.
Sein Sohn, Mentuhotep Nebhepetre (Mentuhotep II.), wurde der erste Herrscher über Oberägypten und Unterägypten seit dem Endes des Alten Reiches.
 
Antef III.

@r: Nxt-nb-tp-nfrl [Jnj-jtj.f]


sA ra, int.f


[njswt]-bjtj [...]

Regierungszeit ca. 8 Jahre
Antef III. war der Sohn seines Vorgängers Antef II., was durch eine biographische Inschrift auf einer Stele im Grab des Tjeti bestätigt wird.
Seine Mutter ist Neferu, was auch durch verschiedene Inschriften belegt werden kann, worauf er sich selbst als Sohn von Neferu bezeichnet.
Auf Grund der langen Regentschaft seines Vaters Antef II. kam Antef III. wohl erst im hohen Alter an die Macht.
Er regierte nur ca. 8 Jahre. Bestattet wurde er in dem dritten Saff-Grab in el-Tarif.
Antef III. ist wahrscheinlich der Vater von Mentuhotep II., dem erfolgreichen Wiedervereiniger Ägyptens.
Diese Auffassung wird durch ein Relief unterstützt, das sich in Wadi Schatt el-Rigal (in der Nähe von Gebel es-Silsila) auf einem Relief eines Blockes vom Mauerwerk im Month-Tempel bei el-Tod befindet, daß Mentuhotep II. mit drei Königen namens Antef (Antef I., Antef II. und Antef III.) zeigt.
Es wird jedoch vermutet, daß Mentuhotep II. mit Antef III. in Verbindung gebracht werden wollte, um seine Position als Pharao sicherzustellen.
Über die Regierungspolitik unter Antef II. ist nicht viel bekannt. Eine Stele aus Dendera erwähnt eine nicht sicher einzuordnende Königin Neferkait, die den 1.-10. oberägyptischen Gau organisiert habe und seine Versetzung nach Dendera.
Aus Herkunft und Resten einer zweiten Stele kann vielleicht hergeleitet werden, daß er oder Mentuhotep II. (zu Beginn seiner Regierung) die Herrschaft bis zum 16. oberägyptischen Gau ausgedehnt hatte.
Nach einer Stele des Tjuti//Idinacht war offenbar die Versorgung Oberägyptens mit Lebensmittel von entschiedener Bedeutung.


11. Dynastie
bis nach der Reichseinigung durch Mentuhotep II.
(Mentuhotep Nebhepetre)

 

Mentuhotep II.
(Nebhepetre)

Geburtsname:

Mntw-Htp(w)
Month ist gnädig




Thronname:


nb-H³pt-R'

Herr des Ruders,
ein Re



Nebtiname:



sm³-t³wj
Vereiniger der Beiden Länder



njswt-bjti Nb-Hpt-ra
[dm] njswt jrjw n rnpt


Regierungszeit
ca.
51 Jahre
 
In der 11. Dynastie tragen vier Könige den Namen Mentuhotep als Geburtsname in der  Königstitulatur.
Was übersetzt bedeutet "Month ist zufrieden".
Gewählt wurde diese Titulatur wohl, weil Month ein Kriegsgott war und man sich erhoffte, daß dieser Gott den Königen beistand.

Unter Mentuhotep II. (Nebhepetre) fanden am Anfang der 11. Dynastie von Theben aus  heftige Kämpfe mit den Herrschern (den sogenannten Herakleopoliten) in Unterägypten statt, die in Herakleopolis residierten.
Mentuhotep II. (Nebhepetre) gelang es nach den Wirren der ersten Zwischenzeit Ägypten  wieder erfolgreich  zu vereinen.


Seinen Horusnamen änderte Mentuhotep Nebhepetre zweimal.
Zuerst nannte er sich "Der das Herz der Beiden Länder am Leben erhält", damit drückte er eine noch nicht eingelöste Hoffnung aus.
Danach drückte er in seinem Namen den Anspruch auf Oberägypten aus mit den Nennung "Herr der weißen Krone".
Zum Schluß ist in seinem Namen "Herr der Beiden Länder" zu lesen, was für seine gelungene Wiedervereinigung spricht.
Mentuhotep Nebhepetre ist mit der Annahme des Thronnamens "Herr des Ruders, ein Re" und als gesamtägyptischer Herrscher mit dem Goldnamen "Mit hoher Doppelfederkrone", der erste thebanische Herrscher mit vollständiger Königstitulatur.

Von Mentuhotep Nebhepetre sind mehrere Frauen belegt.
Als Nachkomme ist von ihm und seiner Gemahlin Tem nur ein Kind bekannt und zwar sein Sohn
Mentuhotep (III.) Seanchkare, welcher ihn nach 51 jähriger Regierungszeit ablöste.

Näheres zur Familie siehe hier und auf den dortigen weiteren Seiten.

Weitere Informationen zu Mentuhotep II. (Mentuhotep Nebhepetre) sind
hier zu finden.

Mentuhotep III.


Geburtsname:
MnTw-Htp

Thronname:

sanx kA-Ra

Horosname:
sanx-tAwj.fj

njswt-bjti %anx-kA-[Ra]

Regierungszeit
ca.
12 Jahre

 

Mentuhotep III. mit dem Thronnamen Mentuhotep Seanchkare ist der Sohn von Mentuhotep II. (Nebhepetre) und dessen Gemahlin Tem.
In Deir el-Bahari wird er im Totentempel seines Vaters Mentuhotep Nebhepetre als Sohn erwähnt.
Mentuhotep Seanchkare war der Nachfolger seines Vaters und regierte etwa 12 Jahre, wovon das 8. Jahr sicher belegt ist durch eine
Inschrift seines Oberverwalters Henenu. Demzufolge führte er eine Expedition mit 3.000 Männern durch das Wadi Hamamat zum Roten Meer und entsandte von dort Schiffe in in das Weihrauchland Punt.

Bekannt ist, daß Mentuhotep Seanchkare die unvollendeten Bautätigkeiten seines Vaters weiter führte.  Bautätigkeiten in Tôd, in Armant (dort ist ein Relief erhalten), in Abydos (von hier stammt eine von Sesostris I. geweihte Opferplatte) und auf Elephantine (eine Felskapelle) sind belegt.
Ebenso ist eine eigene Tempelgründung auf dem sogenannten Thot-Berg, hoch oben im thebanischen Westgebirge, auf einem Bergplateau bekannt. Der Thot-Berg erhielt seinen Namen nach dort gefundenen Fragmentfunden zweier Pavianstatuen.
So ging man davon aus, daß dieser Tempel dem Gott Thot geweiht sei.
1909 unternahm der Ägyptologe Sir William Matthew Flinders Petrie eine zweiwöchige Erkundung zu diesem Tempel und bestätigte durch weitere Kartuschenfunde, die Zuweisung des Tempels an Mentuhotep Seanchkare.
Weiter nördlich fand Petrie Reste einer Kapelle, in der er eine Sedfest-Kapelle vermutete. Nach Dieter Arnold(4) war es wahrscheinlich eine Kapelle, die dem Gott Month geweiht war.

Über eine eigene Familie, Frau oder Kinder ist von
Mentuhotep III. nichts überliefert.
Das bekannte Dosier der Briefe des Heqanacht(5), einem Gutsherrn südlich von Theben, an seine Eltern, stammt aus der Zeit dieses Königs.
 
Mentuhotep IV.

NTr-nfr nb-tAwj nb jrj jxt[Nb-t3wj]-R'


[wsf] rnpt
dmD

 
Mentuhotep IV. ist der letzte König der 11. Dynastie.
Von Inschriften aus dem Wadi Hamamat, die sein Wesir Amenemhet in den Fels meißeln ließ, ist Mentuhotep IV. überwiegend bekannt.

Sein Wesir erwähnt dort eine etwa 10 000 Mann starke Expedition, die zur Aufgabe hatte, in dem dortigen Steinbruch für einen Sarkophag des Königs den Stein zu brechen.
Ebenso wird dort ein sogenanntes "Gazellenwunder" erwähnt.
(Eine Gazelle legt sich vor der versammelten Expeditionsmannschaft auf einen Stein, der für den Sarkophag des Königs vorgesehen ist, und bekommt ein Junges.)
Die volle Titulatur des Königs "Neb-taui-Re" ist in dieser Inschrift zu lesen.

Unsicher ist, ob es sich bei dem Wesir Amenemhet, um den späteren König Amenemhet I., der Begründer der 12. Dynastie handelt.

In der Königsliste von Karnak wird Mentuhotep IV. nicht erwähnt.
Der Vater seines Nachfolgers Amenemhet I., der Gottesvater Sesostris, wird an seiner Stelle genannt.
Auch in den Listen von Sakkara und Abydos ist Mentuhotep IV. nicht zu finden.

 

Die Transliteration der Herrschernamen erfolgte teilweise aus Beckerath, Handbuch der Königsnamen und nach Gomaâ, Farouk; Ägypten während der Ersten Zwischenzeit. Beiheft zum Travo. Reihe B, Nr. 27; Seite 136. Wiesbaden 1980

zurück zum Mittlerem Reich
(1) Schneider, Thomas; Lexikon der Pharaonen. Düsseldorf 2002 und München 1996
(2)
Silke Roth: Die Königsmütter des Alten Ägypten von der Frühzeit bis zum Ende der 12. Dynastie. Wiesbaden 2001, S. 185 /S. 187f /S. 185
(3) http://sphinx-suche.de/aegypten/hungersn.htm
(4) Arnold, Dieter; Die Tempel Ägyptens. Zürich 1992, 132f.
(4) Heqanacht schrieb Briefe an seine Familie während er sich auf Reisen befand. Er wollte sichergehen, daß sein Besitz auch während seiner Abwesenheit gedieh. So ist in einem Brief zu lesen, daß seine Leute neues Land pachten sollten in der Nähe des Dorfes Perhaa, und zwar fünf Aruren, das sind knapp 14 Quadratkilometer. Der Pachtzins, so ordnete Heqanacht an, sollte in Emmerweizen, oder aber in Stoff bezahlt werden. Weitere Briefe enthielten ähnliche Anweisungen. Man erfährt auch von Problemen die auftraten und wie er anordnete diese zu bewältigen. Diese Briefe geben einen guten Einblick die die damaligen wirtschaftlichen Transaktionen im alltäglichen Leben.