6. Dynastie
(ca. 2347/2297-2216/2166) |
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Sogenannte "Seelenhäuschen". Modellnachbildungen von Wohnhäusern aus dem
Mittleren Reich (6. Dynastie) aus Assuan. Gebrannter Ton - Britisch Museum Bildquelle: Breasted, J. H.; Geschichte Ägyptens. Zürich 1954 |
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Nach der 5. Dynastie
scheint es nach dem Tod vom König Unas zu inneren Konflikten gekommen zu
sein, die eine neue Dynastie zur Herrschaft bringen. Auf dem Turiner
Papyrus, der uns am vollständigsten erhaltener Königsliste, ist nicht
zu erkennen, daß vor dem Ende der Regierung des Unas die Nachfolge der
Könige seit Menes unterbrochen sei. In der 5. Dynastie war schon ersichtlich, daß durch ein Streben der Gaufürsten nach höherer Macht und Freiheit eine neue Bewegung zu verzeichnen war. Es wurde ihnen unter dem Einfluß der Partei in Heliopolis die ersehnte Gelegenheit gegeben die Erbfolge ihrer Ämter zusichern zu lassen. Allmählich hatten sie sich dann von jeglicher Einschränkung durch den König frei gemacht und nach seinem Tod gelang es ihnen die 5. Dynastie zu stürzen. Sie wurden nun zu landeingesessenen Grafen, jeder von ihnen war nun selbstständiger Herrscher in seiner Stadt oder seinem Gau und konnte sein Regiment auf seine Nachkommen vererben. Sie nannten sich nun "Großer Fürst" oder "Großer Herr". Die Provinzverwaltung behielten sie wie immer in ihren Händen, waren aber nicht mehr Zentralbeamte, sondern fast unabhängige Fürsten. Eine Einschränkung gab es allerdings, sie konnten nicht bedingungslos ihr Herrschaft übertragen, formell zumindest mußte der König seine Zustimmung geben. Trotz aller Unabhängigkeit blieben sie treue Anhänger des Königs. Sie übernahmen seine Aufträge weiterhin mit größtem Eifer. Es folgt eine rege Bautätigkeit außerhalb der Residenz. Allerdings waren sie nicht mehr mit dem Hof /König so verbunden, daß sie unbedingt in seiner Nähe bestattet werden wollten. Sie ließen sich nun lieber in "ihrer Heimat/Umgebung" beisetzen. Ihre in Fels gehauenen oder aus Stein gebauten Gräber sind verstreut, je nach ihrem Wohnort, in Elefantine, Kasr-es-Sajád, Schech-saaid, Zàwijet el-Mètìn und Abydos zu finden. Die Macht der Könige in der Zeit von der 6. bis 10. Dynastie trat immer mehr zurück. Alte Traditionen und Bindungen verloren ihren Wert, der Staat löste sich nach und nach auf. Mit dem König Ibi sank die alte geordnete Welt. Zunehmende politische und soziale Unruhen sowie Kämpfe in Nubien, Palästina und im Sinai schwächten das System. Steuerbefreiungen bürden dem königlichen Schatzhaus zusätzlich große Probleme auf. Ebenso verstärken die wirtschaftlichen Probleme eine aufgetretene neue Trockenperiode. Es folgten noch andere Könige nach Ibi, auch sie konnten die alte Ordnung nicht mehr herstellen, das Reich verfiel - es folgte die sogenannte 1. Zwischenzeit. |
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Teti
(Othoês) (ca. 2347/2297- 2337/2287) |
sA - Ra ttj Sohn des Re, Teti (nach Wrana)
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König
Teti, Begründer der 6. Dynastie und zweiter Herrscher mit diesem Namen,
erlangte das Regierungsamt durch die Eheschließung mit Iput I., einer
Tochter von Unas, dem letzten Herrscher der 5. Dynastie. Er stammte
ursprünglich nicht aus königlichem Hause. Altenmüller vermutet, daß sein Vater möglicherweise Schepsipuptah und seine Mutter Seschseschet sein könnten, so dürfte Mehu ein Bruder gewesen sein. Teti hatte noch mindestens zwei weitere Frauen: Chuit und eine Frau, deren Name nur unvollständig überliefert ist und vielleicht Chentkaus III. lautete. Aus der Ehe mit Iput I. stammt der spätere Pharao Pepi I.. Das höchste belegte Regierungsdatum dieses Pharaos ist das Jahr der 6. Zählung (im Turiner Papyrus ist die Jahreszahl verloren gegangen), nach Manetho hat er 30 Jahre regiert. Dies könnte möglich sein, an Hand der belegbaren Zahl der Wesire, die unter Teti gedient haben. So sind folgende Wesire belegt: Kagemni, Mereruka, Chnum-neti, Nefer-sechem-Rê, Nefer-sechem-Ptah, Anch-ma-Hor und Chentikai. Sein Horusname "Der die beiden Länder zufrieden stellt" sowie seine, von Manetho erwähnte, angebliche Ermordung, werden als Indizien für innere Auseinandersetzungen betrachtet, die durch die Heirat der Tochter des Teti`s mit dem Wesir Mereruka zur Entspannung der Lage dienen sollte. Belegt ist Teti auch durch ein der Hathor geweihtes Alabastersistrum in Dendera, was der älteste Beleg für einen mit diesem Kult verbundenen König ist sowie durch ein Dekret, das davon berichtet, wie Teti den Tempel des "Vordersten der Westlichen (Osiris)" befreit und sein Personal von der Besteuerung entlastet. Weiter fanden sich im syrischen Byblos ein Kalksteinfragment und eine Alabasterplatte mit seinem Namen. Weitere Informationen zu diesem König sind hier zu finden. |
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Userkare
(ca. 2337/2287- 2335/2258) |
Wsr - kA - Ra Reich an Ka-Kraft, ein Re (nach Schneider) |
Von
Userkare
ist nur der Thronname "Reich an Ka-Kraft, ein Re" bekannt. Er wird im
Turiner Papyrus und in der Königsliste von Abydos genannt. Zeitgenössisch
belegt ist er nur durch ein Kupferächsel mit dem Namen einer
Arbeitsmannschaft "Userkare
ist beliebt" aus dem 10. oberägyptischen Gau und durch zwei Siegelzylinder.
Seine kurze Regentschaft zwischen Teti und Pepi I. gibt Anlaß zu diversen Spekulationen. Während Manetho es als Übergangsregierung ansieht, auf Grund der angeblichen Ermordung von Teti, sieht Helck in ihm den Exponenten einer Opposition, der als Usurpator kurzzeitig die Macht übernommen hat. N. Grimal argumentiert die kurze Regentschaft von Userkare als vorläufige Übergangslösung, da Pepi noch unmündig war und er deshalb vielleicht gemeinsam mit Pepis Mutter Iput die Regierungsgeschäfte übernahm. Für Helcks Theorie der Usurpation würde sprechen, eine Ausradierung seines Namens und seiner Darstellungen unter Pepi I. . Nach P. Munro ist als Mutter vielleicht eine Königsmutter Chent(tkaues) anzusehen, von deren Grabanlage Pepi I. Blöcke in seinem Totentempel verbaut hat. |
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Pepi
I. (Phiops, Meri-rê) (ca.2335/2885- 2285/2235) |
Pjpj Pepi (nach Schneider) Mry - Ra Geliebter des Re (nach Schneider / Clayton) |
Pepi I. konnte mit Unterstützung
oberägyptischer Gaufürsten, vor allem aus Abydos, nach kurzer Regentschaft
seines Vorgängers
Userkare,
seine legitime Thronfolge als Sohn des (seines angeblich ermordeten Vaters?)
Teti in sehr jungen Jahren antreten. Seine Regierungszeit ist unsicher. Nach
dem Turiner Papyrus beträgt diese 20 Jahre, Manetho gibt 53 Jahre an. Die
drei erhaltenen Daten deuten
auf eine Regentschaft von bis zu 62 Jahren hin. So schätzen Vercoutter 44
Jahre, von Beckerath, Grimal mind. 40 Jahre, Hornung 32 Jahre und Helck
20 Jahre. Belegt ist das 21. und das 25. Jahr der Zählung. Es wird
davon ausgegangen, daß die Steuererhebung, die früher alle 2 Jahre erfolgte,
jetzt jedes Jahr statt fand. Der Grund die Zählung nun jährlich statt finden
zu lassen, war wahrscheinlich die desolate wirtschaftliche Lage in den Griff
zu bekommen. Pepi I. heiratete zwei Töchter des Gaufürsten von This, Chui und Nebet. Beide führten den Hofnamen Anchesmerire. Die erste und ältere der beiden Gattinnen starb bald nach der Geburt ihrer beiden Kinder, dem Sohn Merenrea und der Tochter Neit. Die Jüngere Gattin gebar den Sohn Pepi II. Beide Söhne wurden nacheinander seine Nachfolger. Sie lebte noch während der Regierungszeit ihres Sohnes Pepi II.. Weitere Ehefrauen waren Nubunet, Inenek/Inti, Meritites, Nedjeftet. Pepi I. führte Handelsbeziehungen mit Vorderasien. Als Nomadenvölker nach Palästina eindrangen und die Handelsbeziehungen störten wagte er einen ägyptischen Vorstoß. Weitere Informationen zu diesem König sind hier zu finden. |
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Merenre/ Antiemsaf I. (Menthusuphis, Nemti-em-saf I.) (ca. 2285/2235- 2279/2229) |
Nmtj - m - sA = f [Der Falkengott] Anti [oder Nemti?] ist sein Schutz (nach Schneider) Geliebt von Re, rein in seinem Schutz Mrj.n - Ra Der von Re geliebt wird (nach Schneider) Von Re geliebt (nach Clayton) |
Antiemsaf,
wird häufig unter seinen Thronnamen Merenre
erwähnt und ist auch unter anderen
Namen bekannt, war der älteste Sohn von Pepi I.. Merenre
regierte nur kurze Zeit. Es wird
angenommen, daß er im noch jugendlichen Alter starb, was durch die in seiner
Pyramide gefundene Mumie bestätigen könnte, falls es sich nicht eine Neben-
oder Senkundärbestattung handelt. Für den frühen Tod würde auch die nicht
vollendete Pyramide sprechen. Als Mutter wird Anchesmerire und als Schwester die Prinzessin Neith genannt. Weitere Informationen zu diesem König sind hier zu finden. |
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Pepi
II. (Neferkarê/ Phiops) (ca. 2279/2229- 2219/2169) |
Pjpj Pepi (nach Schneider) Nfr - kA - Ra Mit vollkommenen Ka, ein Re (nach Schneider) Schön ist die Seele des Re (nach Clayton) |
Pepi II. kam wie sein Vater Pepi I.
als Kind im Alter von 6 Jahren (nach Überlieferung durch Manetho) auf
den Thron. Auf Grund seines jungen Alters erscheint seine Mutter Anchnesmerire
II. in den ersten Regierungsjahren als Mitregentin. Ihr Bruder Djau
(DAw),
der zum mächtigsten Wesir des Landes erwählt wurde, unterstützte sie dabei.
Belege für die Regentschaft des Kindkönigs ist u. a. eine rundplastische
Darstellung im Museum Kairo, die ihn als nacktes Kind zeigt. Ebenso
wird er auf einer anderen Statue sitzend auf dem Schoß seiner Mutter mit dem
traditionellen Königskopftuch dargestellt (heute im Museum in Brooklyn).
Eine Inschrift auf dem Sockel der Darstellung lautet:" Mutter des Königs von
Ober- und Unterägypten, Gottestochter, verehrte, geliebt von Chnum, Anchnesmerire(pepi)
II". Nach Überlieferung durch Manetho regierte er 94 Jahre, nach dem
Turiner Papyrus 90+ Jahre. Jedoch wird vermutet, daß es sich um einen
Übersetzungsfehler der antiken Geschichtsschreiber handelt und die
Regierungszeit nur 64 Jahre dauerte. Belegt ist das Jahr der 31. Zählung
(Graffiti in Hatnub), das sein 63. Jahr sein könnte. Ein Graffito aus dem
Totentempel von Pepi II., das wahrscheinlich die 32. Zählung nennt
(das würde 64 Jahre entsprechen), bezieht sich möglicherweise auf die
Bestattung des Königs. Verheiratet war Pepi II. mit seiner Halbschwester Neith (Mutter seines Nachfolgers), mit Udjebden und mit Iput. Eine Nebengemahlin war Anchespepi. Aus der Regierungszeit Pepi II. sind zahlreiche Expeditionen durch Inschriften in den Steinbrüchen von Hatnub, die in den Jahren der 14. und 31. Zählung erfolgten sowie durch den Bericht des Expeditionsleiter Heruchuef, der viermal bis in das Land Jam am dritten Nilkatarakt zog (das Gebiet des sudanischen Nubien/Kerma). Pepinacht-Heqaib berichtet von militärischen Unternehmungen in Nubien und gegen asiatische Beduinen. Weitere Informationen zu diesem König sind hier zu finden. |
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Nemti-em-saf II. (Antiemsaf II. (Djefa-em-saf /Menthesuphis) (ca. 2219/2169- 2218/2168) |
Nmtj - m - sA = f [Der Falkengott] Anti [oder Nemti?] ist sein Schutz (nach Schneider) Geliebt von Re, rein in seinem Schutz Mrj.n - Ra sA - m - sA = f Von Ra geliebt, er ist sein Sohn (nach Wrana) |
Dieser König hat nach dem Turiner Papyrus und nach Manetho nur ein Jahr regiert. Das einzige Dokument seiner Regierung ist wahrscheinlich ein Schutzdekret für den Kult der Königsmutter Anchesmerie und Neith von der Pyramidenanlage der Königin Neith in Süd Sakkara. Legenden nach wurde Antiemsaf II. ermordet und von seiner Nachfolgerin, bevor diese Selbstmord beginn, gerächt. | |||
Königin Nitokris (Neit-aqerti / Nitekreti) (ca. 2218/2168- 2216/2166) |
Nt - jortj Neith ist volltrefflich (nach Schneider) |
Obwohl diese Königin im Turiner
Königspapyrus eindeutig als letzter Herrschern des Alten Reiches
genannt wird, gibt es keinen schlüssigen archäologischen Beleg für ihre
Existenz. Gegenwärtig wird an Ihre geschichtliche Existenz im Allgemeinen
festgehalten (zuletzt von J. v. Beckerath, N. Grimal, J. Vercutter; anders H.
Goedicke).
Zeitgenössisch ist die Königin mit
keinem Denkmal belegt. Ebenso nicht belegbar ist der Bericht von Herodot (Historien, Buch II), der berichtet, daß ihr Vorgänger und Bruder von den Ägyptern ermordet wurde und sie zur Nachfolge gezwungen wurde. Sie soll aus Rache einen unterirdischen Saal erbaut, dort ein Bankett veranstaltet und alle Mörder ihres Bruders eingeladen haben. In diesen Saal leitete sie Wasser von einem Fluß, wodurch alle jämmerlich ertranken. Um einer Bestrafung zu entgehen, warf sie sich in einen Raum voller Asche. Dieser Bericht wird allerdings als Legende angesehen. Eine neuere Vermutung ist, daß es es sich nicht um eine Frau handelt, sondern es ein Mann sei. Der Name Nitokris (Neith-aqerty) war in der Spätzeit ein Frauenname, das muß er im Alten Reich nicht gewesen sein und so ist es möglich, daß man diesen Namen in der Spätzeit als Frauenname interpretierte. Mit ihrem Tod endete das Alte Reich und es begann die sogenannte 1. Zwischenzeit. |
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