Der Höhepunkt meiner Reise, so empfinde ich im Nachhinein, beginnt heute. Abu Simbel ist unser Ziel.

Einiges habe ich schon gehört und gelesen über die Kolossalfiguren von Ramses II. welche im Wüstensand entdeckt wurden und vor dem Eingang des Tempel stehen. 

Die Rettung des monumentalen Heiligtums von Abu Simbel, das Ramses II. aus Stein hauen ließ, wurde von vielen Nationen unter der Regie der UNESCO auf eine sichere Höhe versetzt und somit vor den steigenden Fluten des Nassersees gerettet.

Von 1964-1968 versetzte man die beiden Tempelkomplexe 180 m weiter landeinwärts und 64 m über dem ursprünglichen Standort. Dabei zerlegte man sie mit Spezialwerkzeugen in Einzelblöcke und setzte sie über ein Gerüst aus Stahlbeton, das den ursprünglichen Felsen ersetzt, in dem sie ursprünglich gehauen waren. Der Zerfall des brüchigen Sandsteins wurde dabei durch Einspritzung von Kunstharz verhindert und mit speziellem Mörtel wurden die Nahtstellen wieder zusammen gefügt. Man achtete sehr darauf, den Zustand wieder herzustellen, wie er bei der Ausgrabung war. Also keine nachträgliche Restauration wurde vorgenommen.

 

Neugierig und voller Anspannung begann ich noch nicht ganz munter diesen Tag.

Rund 280 km südlich der Stadt Assuan liegt diese Tempelanlage. Etwa 4 Stunden dauerte die Fahrt, aus diesem Grund hieß es 3.00 wecken und 3.45 Uhr starten.

Aus Sicherheitsgründen ist es nur erlaubt im Konvoi zu fahren, der von der Polizei eskortiert wird. Eine endlose, für mich nicht überschaubare Schlange von überwiegend Bussen und auch vereinzelt Kleinfahrzeugen sammelten sich am Treffpunkt.

Dann ging es endlich nach langem Warten los, zuerst zögerlich, aber als wir dann  die „ nachtschwarze “ Wüste erreicht habenlieferten sich einzelne Busse ein wahres Wettrennen... 

Mit einem Kissen und etwas wärmere Kleidung, nachts ist es doch sehr frisch in der Wüste, machten wir es uns im Bus bequem. Die meisten schliefen, ich hielt mich wach, wollte ich doch den Sonnenaufgang nicht versäumen, was ich auch nicht bereute.

Das große Heer der Touristen kommt morgens fast zur gleicher Zeit mit Bussen und Flieger an, deshalb machte uns der Reiseleiter den Vorschlag, zuerst schnell in das Innere des Tempels zu stürmen und danach erzählt er uns alles und wir könnten dann in Ruhe den Tempel von außen besichtigen. Dies war ein guter Tipp, wie wir dann auch sahen, als wir später ein zweites Mal hinein wollten, es war ein Gedränge wie beim Sommerschlußverkauf.

 

Abu Simbel besteht aus zwei Tempeln, einem größeren zu Ehren Ramses II. und einem kleineren für seine Frau Nefertari.Die leicht gebogene Fassade ist 31m hoch und 35m breit.

Sie wird von vier gewaltigen Sitzfiguren beherrscht, welche Ramses II. mit Doppelkrone, Königskopftuch, Kinnbart und Schurz darstellen. Sie sind jeweils 20m hoch und waren ursprünglich bemalt. Eine davon wurde im Altertum wahrscheinlich durch ein Erdbeben beschädigt.

 

 Die kleineren Figuren stellen Nefetari, seine Hauptgemahlin und weitere Familienmitglieder da. Fast gebieterisch blicken seit mehr als 3000 Jahren diese Kolossalen Figuren, zwar nicht mehr an der gleichen Stelle, über das Niltal.

 

 

 Man vermutet, daß Ramses II. sie zur seiner 30-Jahr-Feier als Demonstration seiner Macht in Nubien aus dem Fels hauen ließ. Der größere Tempel ist den Göttern Ptah, Re-Harachte, Amun-Re und dem göttlichen Ramses selbst geweiht. Er wurde so nach Osten ausgerichtet, daß zweimal im Jahr (Februar und Oktober) die ersten Sonnenstrahlen im Heiligtum vordringen und dort die Figuren anstrahlen. Nur die Figur des Ptah bleibt im Dunkeln, wegen seiner Verbindung mit der Unterwelt.

 

Der Grundriß der Anlage ähnelt den üblichen Tempeln: große Säulenhalle, Mittelgang, kleine Säulenhalle, Querraum Allerheiligstes. Die Säulen werden hier allerdings in Form des Pharaos dargestellt. Auf der rechten Seite ist Ramses II. ganz normal als König von Unter- und Oberägypten dargestellt. Auf der linken Seite trägt er nur die oberägyptische Krone. Dies soll wohl dem Volk von Oberägypten genau wie den Nubiern zeigen, daß er der König dieses großen Reiches ist.

 

Die Wandbilder zeigen Kampfszenen, u. a. die Schlacht von Kadesch, in der sich Ägypter und Hethiter bei Auseinandersetzungen um Einfluß in Nordsyrien im Jahre 1274 gegen überstanden. Trotz schwerer Niederlage wurde auf den Wandreliefs der Ausgang der Schlacht als großartiger Sieg ausgegeben.

Auch andere kriegerische Ruhmestaten und Szenen mit religiösem Inhalt findet man auf den Wänden.

 

Am Südende der Tempelterrasse befindet sich die sogenannte Hochzeits-Stele. Hier wird von der Vermählung einer Tochter Ramses II. berichtet mit dem Hethiterkönig Hattusili III. Ein Beleg für schon damals diplomatische Beziehungen.

 

 

Ein großartiger Tag neigt sich dem Ende, wir treten die lange Fahrt in Konvoi zurück an. Der letzte Ausflug auf dieser Reise steht uns bevor, Luxor, ehemals Theben erwartet uns. Einen erste Eindruck hatten wir ja schon nach Sonnenuntergang gehabt, doch davon auf der nächsten Seite...

 

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