Der Tempel des
Löwengottes Apedemak von Musawwarat es Sufra
und Hafire
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Der Tempel liegt
etwa einen Kilometer südöstlich von der Großen Anlage von Musawwarat es
Sufra entfernt.
Musawwarat es Sufra ist der moderne Name eines großen Tempelkomplexes im
heutigen Sudan.
Seit der Antike lagen hier die Trümmer dieses meroitischen Tempels. Es
handelte sich um Reste des Löwentempels, der dem nubischen Gott Apedemak
geweiht ist.
Dieser Tempel ist ein Einraumtempel mit einem Grundriß von 14,91 m Länge und
einer Breite von 9,13 m, sowie einer Höhe von 4,7 m.
Im Jahre 1960 fanden die ersten Ausgrabungen durch die Humboldt-Universität
zu Berlin statt.
Die Blöcke der Außenwände waren wahrscheinlich schon in der Antike eingestürzt
und vom Sandboden durch die Jahrhunderte konserviert.
So konnten die Ruinen des Tempels auf Veranlassung und in Zusammenarbeit mit
der sudanesischen Altertümerverwaltung an Ort und Stelle, unter Leitung des
in der damaligen DDR tätigen deutschen Ägyptologen und Sudanarchäologen
Steffen Wenig in einem Zeitraum von nur 10 Jahren abgetragen und der Tempel
wieder errichtet werden. |
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In unmittelbarer
Nachbarschaft zu diesem Tempel befinden sich dort zwei große Hafire
(künstlich angelegte Wasserreservoire).
Das größere von diesen künstlich angelegten Wasserbecken hat einen
Durchmesser von etwa 200-300 m und eine Tiefe von 6 m.
Es ist somit das
größte Bodendenkmal des Sudans.
Diese Hafire dienten dazu, das Regenwasser und das von den Bergen
herabfließende Wasser aufzufangen.
Zu den Bergen hin sind diese offen, damit das Wasser dort leicht hinein
gelangen kann. Auch leiten sie das Wasser aus den Bergen von der Umgebung
ab, so konnten große Überschwemmungen vermieden werden.
Das Wasser benutzte man dann in der Trockenzeit zum Bewässern der Felder.
Man muß dabei bedenken, dass bis zur Zeitwende die klimatischen Verhältnisse
anders waren als heute. Es gab damals noch viel Fruchtland und auch noch
viele Tiere.
Auf den Wänden der
Baukomplexe von Musawwarat sind viele Reliefs und Graffiti zu sehen mit
Darstellungen von Elefanten, Löwen und anderen Tieren, welche heute dort
nicht mehr zu finden sind.
So berichtet Brehm in seinem Buch "Brehms Reisen im Sudan 1847-1852" noch
von einer reichhaltigen Vegetation mit zahlreicher Tierwelt. |
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Die
südliche Außenwand.
(Bild anklicken um es größer betrachten zu können)
Dargestellt sind von links nach rechts:
Thot (Herr der Schreibkunst) (Abbildung zerstört), Horus, Arensnuphis (er
gleicht dem ägyptischen Jägergott Onuris, ist aber ein Gott des
Dodekaschoinos-Gebietes), Sbwjmkr (Sebuimeker = wahrscheinlich Umschreibung
des ägyptischen Weltenschöpfers Atum), Amun, Apedemak, Prinz, König und
Isis.
Der nach ost-westlich orientierte Löwentempel wird in seiner Bauweise dem meroitischen Einraumtempel zugeordnet.
Aus dem örtlich anstehenden Sandstein wurde dieser in Schalenbauweise
errichtet, dass bedeutet, der Mauerkern wird zum größten Teil aus Schutt,
Bruchsteine, Steinsplitt mit Erdmörtel gemischt, gebildet.
An den Längswänden befinden sich löwenköpfige Wasserspeier zum Ableiten des
Regenwassers.
Durch die qualitativ ausgezeichneten Reliefs und Beischriften erhalten wir
bedeutende Informationen zur Kunst, Sprache, Religion und Geschichte des
Reiches von Meroe.
An Hand dieser Beischriften wird der Tempel in das späte 3. Jh. v. Chr.
datiert, die Regierungszeit des Königs Arnekhamani. Ebenso wird der
Kronprinz Arka, der spätere Ergamenes II. genannt.
Die Reliefs zeigen einheimische, wie auch aus Ägypten übernommene Gottheiten.
Der Tempel war dem nubischen Löwengott Apedemak geweiht, jedoch ist
gleichberechtigt der aus Theben übernommene Gott Amun in gleicher Größe und
Häufigkeit abgebildet, wie Apedemak.
Während auf der nördlichen Außenseite sowohl weibliche als auch männliche
Gottheiten paarweise dargestellt und einen hier friedlichen Eindruck
vermitteln, zeigt die nördliche Außenwand die männlichen Gottheiten mit
einem kriegerischen Aspekt und den König als kriegerischen Gott mit Pfeil
und Bogen bewaffnet, der einen Gefesselten hält. |
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Detailausschnitt der Südwand
Auf diesem
Reliefausschnitt ist links der löwenköpfige Gott Apedemak zu sehen, seinen
linken Arm ausstreckend mit einem Emblem in der Hand, das er dem König
entgegen hält.
In der anderen Hand hält er einen Bogen mit Köcher und Bogenschützenring.
Ebenso hält er in dieser Hand einen Doppelstrick, an den ein Gefangener
gefesselt ist, der nicht den Boden berührt, sondern eher in der Luft zu
schweben scheint.
Diese Art der Feinddarstellung, in welcher der Gott den gefesselten
Gefangenen hält, habe ich bewußt noch nicht gesehen und auch in der mir
vorhandenen Literatur keine weiteren Informationen dazu gefunden.
Es wird wohl hiermit der kriegerische Aspekt des Gottes Apedemak hervor
gehoben.
Vor ihm steht in
kleinerer Darstellung ein Prinz, der ein Brandopferbecken darreicht.
Hinter dem Prinzen
steht in voller Größe der König, dargestellt im Staatsornat. Seine rechte
Hand streckt er im Gestusgruß dem Emblem des Apedemak entgegen. In der
linken Hand hält er den Uräusstab. Er trägt königliche Prunksandalen, sein
Schmuck besteht aus Ohrringen, kunstvollen Armreifen, eine um den Hals
gelegte Schnur mit drei herabhängenden Widderköpfen.
Eine anliegende Kappe mit einem Uräus über der Stirn und darüber die mit
drei Falken bekrönte Hemhem-Krone trägt er auf dem Kopf.
Apedemak trägt
ebenfalls die Hemhem-Krone.
Der Name der Krone ist aus dem ägyptischen Wort Gebrüll (des eines Löwen),
Schrecken und Kriegsgeschrei abgeleitet.
So signalisiert Apedemak mit seiner Krone und dem Löwenkopf seine Stärke und
Kraft, die eines Löwen vergleichbar ist, dass er jederzeit bereit ist,
mutig und tapfer sich seinen Feinden entgegenzustellen und diese zu
besiegen. |
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Bildausschnitt aus der nördlichen Außenwand.
Löwentempel ist ein neuzeitlicher Begriff. Er bezieht sich auf den Gott
Apedemak, der als Herr von Musawwarat auf ägyptische Weise menschengestaltig
mit Löwenkopf dargestellt ist. Während Amun und Isis im gesamten nubischen
Raum verehrt werden, tritt Apedemak als Hauptgott für die einheimischen Kulte
auf. |
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Die
äußere Nordwand
Diese Wand ist
teilweise recht zerstört, bzw. man konnte diese nur teilweise wieder
rekonstruieren.
Von links nach rechts sind König, Prinz auf Lotusblüten stehend, der Gott
Apedemak, Göttin, Gott, Göttin, Amun, Satis, Horus und Isis dargestellt.
Wie bereits
erwähnt werden die Darstellungen eher im friedlichen Charakter gezeigt, der
kriegerische Aspekt wie auf der gegenüberliegenden Wand fehlt. |
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Auch hier sind die Darstellungen nur noch fragmentarisch erkennbar. |
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Nördlicher Teil der Westwand
Die Darstellungen
auf der Westwand sind im Gegensatz zu den Seitenwänden in zwei Felder
eingeteilt.
Der nördliche Teil zeigt den menschenköpfigen Gott Sebiumeker in
Schrittstellung dem König gegenüber. Er streckt dem König das Was-Zepter und
eine Standarte mit seinem eigenen Abbild und einem Ankh-Zeichen entgegen. In
einer Beischrift wird er als "Erster von Nubien" bezeichnet. Auf zwei
weiteren Inschriften ist der im ägyptischen Raum bekannte Osiris-Hymnus zu
finden.
Der Gott Sebiumeker symbolisiert eine Art Schöpfergottheit. |
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Nördlicher Teil der Westwand
Auf dem unteren
Register der Westwand, südlicher Teil, sind unter den Füßen des Gottes
Apedemak sogenannte Kriegselefanten zu sehen, die gefesselte Gefangene an
der Leine vorführen, wie auch Gefangene auf dem Boden liegend oder hockend
mit auf dem Rücken gefesselten Armen.
Sogenannte Kriegselefanten schreibe ich, da es zur Zeit Diskussionen gibt,
ob Elefanten überhaupt als Kriegselefanten benutzt wurden.
Dr. Pawel Wolf, der uns vor Ort führte meint, es sei nicht sicher, weil
weitere Belege, außer den Elefantenabbildungen, dafür fehlen. |
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Westwand – Pylon
Der Pylon war
wahrscheinlich undekoriert. Es fanden sich allerdings dekorierte Reste im
Füllmauerwerk von einem Vorgängerbau. Diese Reste sind heute in der
sudanarchäologischen Sammlung der Humboldt-Universität in Berlin zu finden. |
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Westwand – Eingangstür
Die Eingangstür
wird von zwei sitzenden Löwenfiguren von beiden Seiten bewacht. Oben
befindet sich ein Abschluß mit einem Rundstab und Hohlkehle, geschmückt mit
einem Uräusfries und in der Mitte mit der bekrönten Sonnenscheibe und zwei
Uräen auf beiden Seiten. |
Nun öffnen wir die Tür und schauen uns
den Innenraum des kleinen Tempels an. |
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weiter zum Innenraum
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