Tombos
Felsinschriften am 3. Katarakt und Steinbruch mit unvollendetem Koloss.
 

Der 3. Nilkatarakt ist landschaftlich eine Idylle. Massiv ragen die Felsbrocken im Land, am Ufer und aus dem Nil empor. Dazu noch die schönen Palmenhaine, da genießt man gerne diesen Anblick. Für die Schifffahrt war und ist es teilweise auch heute noch eine Herausforderung durch diese reißenden Stromschnellen zu manövrieren.

Stelen und Inschriften auf dem zum großen Teil glattem Granitgestein berichten von dem auch in der Antike bedeutenden Ort.
Mit der Machtübernahme von Thutmosis I. in Ägypten (1505 - 1493 v. Chr.) beginnt die Phase massiver Eroberungsfeldzüge  des Neuen Reiches, die erst mit Amenophis III. (1403 - 1365 v. Chr.) endete. Auf diesen Feldzügen stößt Thutmosis I. im Norden bis an den Euphrat vor und erobert Nubien bis zum 3. Nilkatarakt und wirft den Aufstand eines nubischen Fürsten nieder.

Vor allem eine große Anzahl von Inschriften aus pharaonischer Vergangenheit, königlicher und privater Natur zeugen von der Bedeutung der Nilstromschnellen als Grenzpunkt des ägyptischen Reiches.   
So berichtet eine Felsstele von Thutmosis I. von seiner siegreichen Expedition in seinem 2. (Regierungs-) Jahr in das syrische Gebiet bis zum 3. Nilkatarakt:

"Der die Täler öffnete, welche die Vorfahren nicht gekannt, welche [vorher] die Träger der Doppelkrone nicht gesehen hatten; seine südliche Grenze geht unmittelbar bis ins Land." 
(Urk. IV, 85, Z. 11ff)

Die Inschrift dieser Siegesstele gilt als zeitgenössischer Beleg und wird dahin gehend gedeutet, daß Thutmosis I. hiermit kund gibt, daß er das Gebiet um Kusch erobert, die Grenzen gesichert hat und er als Sieger hervor gegangen ist. Bestätigt wird der erfolgreiche Sieg durch Inschriften am 3. Katarakt, die Biographien der Offiziere Ahmose, Sohn der Abn, und Ahmose Pennechbet und durch eine weitere Inschrift in Assuan anläßlich der Rückkehr des Heeres zu Beginn des 3. (Regierungs-) Jahres von Thutmosis I..

Charles Bonnet, der mehrere Jahre bei den westlichen Deffufa bei Kerma ausgegraben hat, verbindet die dortigen Brand- und Zerstörungsschichten mit Thutmosis I. und meint, dieser ist auf seinen Eroberungszügen bis dorthin vorgedrungen. Für diese Annahme spricht eine Festungsanlage auf der Insel Sai, die er dort errichten ließ.
Felsinschriften bei Kurgus am Hagr el-Merwa (ca. 150 km Stromaufwärts des vierten Katarakts und etwa 50 km südlich des heutigen Abu Hamed) lassen vermuten, daß Thutmosis I. für einen gewissen Zeitpunkt sogar über den 4. Katarakt eingedrungen sein könnte.
Dieses weitere Vordringen in den Süden kann wohl als beginnender Niedergang des Reiches Kerma angesehen werden.

Tombos war ein wichtiger Grenzpunkt bis in die Zeit von Thutmosis III. Dieser erweiterte Ägyptens Grenzen weiter nach Süden, bis hin zum 4. Nilkatarakt, der die südliche Grenze des wachsenden ägyptischen Reiches wurde. Die Kontrolle über die dortigen Goldminen füllte die Schatzkammern des Staates und die der Tempel des Nordens, ebenso wie die Plünderungen und Tribute.
Weitere vier Felsinschriften von Thutmosis I. auf kleinen Stelen sind neben der großen Stele ebenso am Ufer des Nils zu finden. Der Ort der Anbringung erfolgt nach einem durchdachten Schema. So sind, wenn man von Süden in den ägyptischen Machtbereich kommt, systematisch verteilt auf diesen Inschriften die vollständige Titulatur von Thutmosis I. in der korrekten Reihenfolge zu lesen; Horusname, Neptiname, Goldhorusname, König von Ober- und Unterägypten sowie Sohn des Re.
Der Geburtsname ist auf diesen Inschriften nicht erwähnt, dieser wird allerdings bereits am davor liegenden Felsen gemeinsam mit dem Goldhorusnamen erwähnt.

Eine Erläuterung zu den Titulaturen der Pharaonen siehe unten auf dieser Seite.

Neben diesen Inschriften sind auch Inschriften von Bedeutung von Merimose zu finden.
Merimose war ein altägyptischer Beamter, der unter Amenophis III. (etwa 1388 bis um 1351 v. Chr.) amtierte. Er trug den wichtigen Titel des Vizekönigs von Kusch. Er war damit der oberste Verwalter der nubischen Provinzen. Er ist der einzig bekannte Beamte mit diesem Titel aus der Regierungszeit von Amenophis III.

Felsinschrift des Vizekönigs Merimose:
"..Jahr 20. Der gute Gott, der den, der ihn angreift, fällt, [. . .], der das Haus seines Vaters [baut], der Sieg gibt [...] Mn-hpr-Ra, [geliebt von Amun, dem Herrn der Throne der beiden Länder, dem Leben gegeben werde ewiglich.] Ein Opfer, das der [König] für Amun, den Herrn der Throne der beiden Länder, gibt und für die Neunheit der Götter in Nubien, daß sie geben Tapferkeit, Wachsamkeit, [ ....] vor dem Herrn, Leben, Heil, Gesundheit, Aufmerksamkeit in der Gunst des Königs, alle guten und reinen Dinge, für den Ka des Königssohnes, Vorstehers der südlichen Fremdländer [Inbnj] (?), [des Wahrhaftigen], des nützlichen [Dieners] seines Herrn, der sein Haus mit [Gold], Jaspis, Elfenbein, Ebenholz, tjspsj-Holz, Panther[fellen], Xsj.t i, Weihrauch der MAdAj und den Schätzen des elenden Kusch füllt, den man hinaufsteigen lä8t zum
Palast des Herrn der beiden Länder, der gelobt eintritt und geliebt herauskommt, des Königssohns [.... ]"

Graffiti des Mrj-msw (Merimose):
"Den Herrn der beiden Länder Verehren, die Erde vor dem guten Gott Küssen durch den Königssohn von Kusch, Vorsteher der südlichen Fremdländer, Wedel[träger] zur Rechten des [Königs] Mrj-msw."
Wie bereits erwähnt sind auf den Felsen noch zahlreiche weitere Inschriften und Graffiti königlicher und privater Natur zu finden (siehe Bilder oben).
   
Die Region um Tombos wurde spätestens seit der 18. Dynastie als Steinbruch genutzt. Grauer Granit wurde dort abgebaut, welcher vor allem für kolossale Statuen in napatanischer Zeit verwendet wurde.
Etwas weiter östlich der Felsinschriften ist noch dieser unvollendete Granitkoloss liegen geblieben.
Dieser Koloss stellt eine königliche männliche Statue dar mit einem Königsschurz, welcher unbeschriftet ist. Die Statue ist fast vollendet und hat eine Höhe von fast 4 Meter.
Im Kopfbereich ist die Statue beschädigt und wurde vielleicht aus diesem Grund nicht fertig gestellt. Gesichtszüge sind heute kaum erkennbar.
In der Herstellungsart und Ausführung gleicht sie den Statuen aus Argo, welche heute vor dem Nationalmuseum von Khartoum stehen. Auch der Stein dieser Granitstatuen stammt wahrscheinlich aus diesem Steinbruch.
Die hier liegende Statue dürfte aus der früh-napatanischen Zeit stammen. Vermutlich handelt es sich um den König Taharqa oder um den König Tanutamen.
Deutlich ist hier die Marmorierung des Granitgesteins zu erkennen.
Dieser Koloss wurde bereits von dem Forschungsreisenden 1825 gesichtet und in seinen hergestellten Karten eingetragen.
Ein Versuch ihn zu bergen und ins Nationalmuseum von Khartoum zu transportieren ist gescheitert. Deshalb liegt er auch heute noch an seinem ursprünglichem Platz.
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Die Titulatur des Pharaos bezeichnet ihn als gegenwärtigen Vertreter der Königsherrschaft. Ebenso verweist die Titulatur auch auf das politische "Programm" das der König während seiner Herrschaft sich als Ziel gesetzt hat.
Die Königstitulatur setzt sich aus einer kanonischen Abfolge zusammen. Sie ist für alle Zeit verbindlich und setzt sich aus fünf Namen oder Titel zusammen:
• Horusname
• Nebtiname
• Goldhorusname
• Thronname
• Geburtsname
Auf die noch existierenden Denkmäler aus der frühen dynastischen Ära wird vorwiegend nur den Horusnamen genannt, während ab der 6. Dynastie der Thronname ("König von Ober- und Unterägypten") dazukommt (vgl. Beckerath 1997). Vor den Geburtsnamen wurde weiterhin der Titel "Sohn des Re" gestellt. Alle fünf Titel des Pharaos wurden nur bei besonderen Inschriften (z.B. zu feierlichen Anlässen) aufgeführt, wobei die Reihenfolge der aufgeführten Namen stetig die selbe blieb wie oben aufgelistet.
Die beiden letzten Titel, wie Thron- und Eigenname, werden in einer Königskartusche geschrieben, die eine magische Schnur darstellen soll, die den König beschützen soll.
1.Horusname:
Der Horusname kennzeichnet den Pharao als Verdeutlichung des Himmelsgottes. Hiermit wird der Pharao in der Rolle des Gottes Horus charakterisiert. Er bezeichnet somit die lebende Reinkarnation dieses Gottes. Die ersten Könige der dynastischen Ära wurden ausschließlich mit dem Horusnamen bezeichnet, während im Neuen Reich (Beginn 18. Dynastie) der Terminus „Starker Stier“ davor gesetzt wurde.
2.Nebtiname:
Mit diesem Terminus werden die zwei Schutzgöttinnen für Ober- und Unterägypten angesprochen: Nechbet (Oberägypten) und Wadjet (Unterägypten). Der Name soll auf die Vereinigung von Ober- und Unterägypten hindeuten. So wird exemplarisch der Pharao auch als „Herrscher der zwei Länder“, „Herr der beiden Länder“ oder auch „König von Ober- und Unterägypten bezeichnet.
3.Goldhorusname:
Der Goldhorusname wird oft auch als "Goldname" bezeichnet. Nach T. Schneider (1997) ist diese Bezeichnung bis heute noch unzureichend geklärt. Möglicherweise geht der Ursprung auf den Falken (Horus) selbst zurück, der über dem Halskragen mit dem Symbol für Gold geschrieben ist.
4.Thronname:
Dieser Name steht stets in einer Kartusche und wird meist durch die Bezeichnung „König von Ober- und Unterägypten“ eingeleitet.
5.Geburtsname:
Wie der Begriff bereits andeutet, gibt er den Namen wieder, welchen den Pharao bei seiner Geburt bekommen hat und als Prinz getragen hat. Er wird von dem Ausdruck "Sohn des Re" eingeleitet, weil der König seit der 4. Dynastie auch als Sohn des Sonnengottes Re galt.