Festungsstadt und Tempel von Sesebi
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Sesebi liegt am westlichen Nilufer
gegenüber der modernen Stadt Delgo, etwa 100 km stromabwärts
des 3. Nilkatarakts. Gegründet wurde die Stadt im Neuen
Reich von Amenophis IV. am Beginn seiner Regierungszeit,
bevor er seinen Namen in Echnaton änderte und seine
radikale Religionsreform begann (in seinem 6.
Regierungsjahr).
Gründungsbeigaben an der Stadtmauer belegen, daß der Ort
anscheinend besonders unter Amenophis IV. ausgebaut wurde.
Einzelne Funde von Keramikscherben, die Form von
Lehmziegelmauern einer früheren Umfassungsmauer, deren
Blöcke in einem Gebäude von Amenophis verbaut waren, deuten
allerdings darauf hin, daß es hier bereits vor Amenophis IV.
eine frühere Besiedlung gegeben haben muß.
Ebenso belegen Funde besonders von Keramik eine Besiedlung
bis in die Ramessidenzeit (ca. um 1188 v. Chr. bis 1069 v.
Chr.). Es wird allerdings angenommen, daß unter Ramses II.
der Ort verlassen wurde. Weitere Keramikfunde belegen eine
weitere Besiedlung bis in napatanische Zeit.
Während im etwa gleichen Zeitraum die nubischen Städte Buhen
und Mirgisa eine Erweiterungen der Garnisonen aus dem
Mittleren Reich waren, so war Sesebi eine Neugründung und
ein typisches Zeugnis der ägyptischen Kolonisierung des
Neuen Reiches.
Die Stadt wurde von H. W. Fairmann
unter Egypt Exploration Society zwischen 1936 und 1938
ausgegraben. Von dieser Arbeit sind nur Vorberichte ohne
einen endgültigen Grabungsbericht erschienen (Blackman 1937;
Fairman 1938).
Die damaligen Grabungen zeigten eine befestigte Stadtmauer
mit zwei Tempelanlagen, einem Wohnviertel und großzügig
angelegte Magazine. |
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Seit 2007 finden weitere
Untersuchungen auf dem Gelände durch die University of Cambridge
(Grabungsleitung P: Rose und K: Spence) statt und seit 2011 ist dies
ein gemeinsames Projekt mit dem österreichischen
Archaeological Institut in Kairo. Ein Ziel dieser Kampagne ist es, die Kontextualisierung Sesebis
zu untersuchen und durch die Erforschung des
Hinterlandes und seiner langjährigen Geschichte und somit auch Erkenntnisse
darüber zu gewinnen, welche
Rolle die Stadt in Nubien zur Ausbeutung des Goldes inne hatte. Der
Grundriss der Stadt soll durch geophysikalische Prospektionsmethoden
(z. B. Luftbildarchäologie · Geoelektrik · Begehung · Thermografie)
festgestellt werden.
Ein weiteres Forschungsziel ist die Untersuchung der
Identität und Lebensweise der Bewohner.
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Die Ausdehnung der Stadt
betrug mindestens 5 Hektar, die Einwohnerzahl wird auf ungefähr 1000
- 1500 geschätzt. Umgeben war die Stadt von einer viereckigen
Bastion mit einer Ziegelmauer von ca. 4,6 m Dicke.
Der Südwestteil der Stadt bestand aus einem Block eng aneinander
gebauten Häuser. Die Straßen sind planmäßig im Rastersystem angelegt
und werden von 2 Hauptstraßen, die sich rechtswinkelig kreuzen, in
vier Bezirke unterteilt. Es lassen sich zwei Typen von Häusern
unterscheiden:
- kleine Häuser mit einer großen Halle und vier oder mehr Innenräume
sowie einer Küche, aber ohne Sanitäranlagen.
- im Norden größere Häuser mit oberen Etagen, evtl. mit Bädern,
Ankleideräume und Schlafzimmer mit einer Nische für das Bett.
Eine Besonderheit der Häuser in Sesebi ist, daß die Häuser
unterkellert waren.
Im Ostteil der Stadt ergaben Untersuchungen Spuren einer von einem
Graben umschlossenen früheren Anlage, wobei es sich um Reste einer
früheren Besiedlung handeln könnte, welche bereits vor der
Stadtgründung bestand.
Vergleicht man diese Stadt mit der nur ein paar Jahre später neu
gegründeten Stadt in el-Amarna, so fallen einige Unterschiede auf.
Die Häuser in Sesebi waren von keinem großzügigem Garten umgeben und
die viel kleineren Häuser waren mit Keller ausgestattet. Die
sorgfältig geplante Stadt läßt sich eher mit der Arbeitersiedlung
von el-Amarna vergleichen, die zweckbezogen als staatlich verwaltete
Siedlung errichtet wurde. So geht man davon aus, daß die Bewohner in
ihrer Zusammensetzung keinen repräsentativen Querschnitt der
ägyptischen Gesellschaft darstellten, als keine typisch ägyptische
Stadt bildeten, die einfach nach Nubien angesiedelt worden wäre. |
Plan:
Schreck, Bernhard; Steinerne Gräber und lebendige Kulturen
am Nil. |
Im Norden der Stadt ließ Amenophis
IV. vor Abkehr von den traditionellen Göttern in seinem 6.
Regierungsjahr drei parallel angelegte kleine Heiligtümer
errichten für die thebanische Triade Amun-Re, Mut und Chons.
Auf ungewöhnliche Weise sind die Opfertischräume durch
Korridore miteinander verbunden, so daß die Barken- /
Kultbilder an einem gemeinsamen Opfer teilhaben konnten. Im
mittleren Tempel standen vier Säulen im vor dem
Opfertischraum liegenden Saal auf einem Mittelpodium,
dadurch wurde eine Art Baldachin hergestellt für das
Erscheinungsfenster. Im davor quer liegendem rechteckigen
Raum standen 2x4 Palmsäulen.
Gemeinsam öffneten sich alle drei Kultstätten auf einen
gemeinsamen offenen Hof, wodurch die gesamte Anlage eine
Ausdehnung von 51 x 61 Meter erhielt.
Am gleichen Ort errichtete später Amenophis IV., nun als
Echnaton, ein Sonnenheiligtum auf einer 2 Meter hohen
Terrasse , das aus einem 11,7 Meter im Quadrat messenden
Altarhof bestand.
Sethos I. scheint dann später den Haupttempel übernommen zu
haben und in ein Millionenjahrhaus umgestaltet zu haben. |
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Haupttempel.
Heute sind vom weiten nur noch diese drei Säulen zu
sehen. Grund der überwiegenden Zerstörung ist vor allem das
Nilhochwasser während der Überschwemmungen und sonstige allgemeine
Witterungseinflüsse. |
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Übersicht über das
Ausgrabungsgelände |
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Blick über das Wohnquartier. |
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Mit Inschriften, Reliefs und
Graffiti dekorierte Säulen vom Haupttempel. |
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Auf dem unteren Teil
der Säulen ist eine Vielzahl von besiegten
Fremdvölkerdarstellungen mit gefesselten Armen auf dem
Rücken und der jeweiligen Landesstandarte in Relief
angebracht. |
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Literatur |
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