Antike Stadt Meroe
 

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Die antike Stadt Meroe auf dem östlichen Nilufer zwischen dem 6. und 5. Katarakt in der sudanesischen Region etwa 200 km nördlich von Khartoum, nach der die Meroitenzeit benannt wurde, war etwa 300 v. Chr. - 350 n. Chr. die Hauptstadt des historischen Reiches von Kusch. Diese Zeit wird auch als das Königreich von Meroe bezeichnet.
Im 9. und 8. Jh. v. Chr. entwickelte sich das Königreich von Kusch im Norden des heutigen Sudan. Für etwa 50 Jahre herrschte das Königreich als 25. Dynastie über Ägypten, bevor es Mitte des 7. Jahrhundert wieder in sein ursprüngliches Siedlungsgebiet zurückgedrängt wurde. Seit dem war Meroe über 600 Jahre die letzte Hauptstadt des Reiches.
Die Beziehungen zum mächtigen nördlichen Nachbarn Ägypten blieben eng verknüpft, auch als dort bereits Griechen und Römer herrschten. So ist es nicht verwunderlich, daß die Kultur des Reiches neben einheimischen Wurzeln auch deutliche Einflüsse aus dem ägyptischen und mediterranen Raum zeigt.

Um etwa 300 v. Chr. wurde die Hauptstadt nach Meroe verlegt. Seit ca. 200 v. Chr. nahm der ägyptische Einfluß ab.
Die Inschriften aus älterer Zeit sind ägyptisch, um 200 v. Chr. wurden sie in einer aus den ägyptischen Hieroglyphen entwickelten Buchstabenschrift (meroitische Schrift) abgefaßt.

Das Reich erstreckte sich von der großen Nilkrümmung in Nubien bis an die abessinischen Berge und endete um 350 n. Chr..
Warum das meroitische Reich unterging ist bis jetzt noch nicht bekannt. Inschriften scheinen zu belegen, das Meroe möglicherweise vom äthiopischen König Ezana erobert wurde. Ursachen könnten aber auch verschiedene Naturkatastrophen, wie Erdbeben gewesen sein.
Nach dem Untergang von Meroe entstanden drei neue nubische Königreiche, die kulturell allerdings noch stark meroitisch geprägt waren.
Die meroitische Schrift und Sprache wurde noch einige Jahrzehnte weiterbenutzt, bevor sie dann aber von der griechischen Schrift verdrängt wurde.

Meroe muß eine prachtvolle Residenzstadt mit großzügigen Wohngebäuden und Tempeln gewesen sein mit ihrer damals wunderschönen Lage im schmalen Fruchtlandstreifen des Niltals.

Eine Reihe von wahrscheinlich zweistöckigen Palästen, einem Isis-Tempel aus der Napata-Zeit (etwa 1000 - 300 v. Chr.), ein im 7. Jahrhundert v. Chr. gegründeter und im 1. Jahrhundert n. Chr. vollendeter Amun-Tempel gehörten zur Stadt.
Ein im 3. Jahrhundert v. Chr. gegründeter Tempel des nubischen Löwengottes Apedemak befand sich östlich der Stadt.

Die Tempelreste und drei Pyramidengruppen von Meroe liegen im heutigen Sudan ungefähr 45 Kilometer nordöstlich von Schandi nahe dem Dorf Begrawija.

Die antike Hauptstadt Meroe war eine kulturelle und wirtschaftliche Nord-Südachse des Reiches. Große Überreste von Schlackenhalden sind Zeugen der Eisengewinnung, die für den Reichtum der Stadt zum Teil beitrug.
Für antike Verhältnisse produzierten die Meroiten riesige Eisenmengen. Es wird angenommen, daß jährlich eine Produktion von etwa 100 Tonnen Eisen erfolgte.
Jedoch wird bezweifelt, ob dies zu den bedeutenden Einnahmequellen gehörte. Gegenstände aus Eisen fand man wenige in meroitischen Siedlungen und Gräbern.
Erst in nachmeroitischer Zeit sind bei Ausgrabungen solche Gegenstände vermehrt nachzuweisen.
Die Meroiten gewannen mit den zu der Zeit gebräuchlichen Rennfeueröfen Eisen mit einem hohen Stahlgehalt. Die Schlacken aus Meroe waren besser verschmolzen als die römischen, das verschaffte ihnen einen technischen Vorsprung.
Neben Elfenbein, Felle, Straußenfedern, Ebenholz, Weihrauch und Gold aus dem Inneren Afrikas, fand auch ein reger Handel mit Eisen nach Ägypten und den Nachbarländern statt.


Fundamente von Mauerresten die die Stadt
umgaben, sind heute noch zu sehen.

Die Stadt besteht aus drei Teilen: die sogenannte königliche Stadt, die von einer Mauer umgeben war, dem Tempelkomplex des Amun und die Wohnstadt der normalen Bevölkerung.

 

Innerhalb der Umfassungsmauer der königlichen Stadt befanden sich Paläste, Verwaltungsgebäude, aber auch andere wichtige Gebäude.
Meroe liegt südlich der Regengrenze, so konnten die Gebäude der Stadt aus Lehmziegeln errichtet werden, die Außenmauern waren aus Backstein.
Die großen Ruinenreste in der Mitte des Zentrums deutet man als einen großen Palast, um den sich Magazine, Audienzräume und Beamtenwohnungen gruppiert haben könnten.
Verwaltungsgebäude der bürgerlichen Stadt sind bisher noch nicht ausgegraben worden, es wurde sich bis jetzt mehr auf die herrschaftlichen und sakralen Gebäude konzentriert.

Heute sind davon weit über das Gelände verteilt nur noch spärliche Reste zu sehen.

 

Ein bedeutendes Zeugnis für den Kulturtransfer sind die sog. königlichen Bäder von Meroe.
Sie wurden im Zentrum der Stadt in unmittelbarer Nähe von zwei Palästen errichtet.
Deutlich ist hier zu erkennen, wie sich die afrikanische Hochkultur um die Zeitwende von Ideen aus dem Mittelmeerraum inspirieren ließ.
Ein begehbares großes Wasserbecken, das an drei Seiten von einem offenen Säulengang umgeben wird, ist der Mittelpunkt der Anlage.
Die vierte Wand war dekorativ geschmückt mit Wandeinlagen aus Fayence und dekoriertem Wandverputz. In dieser Wand befanden sich mehrere verdeckte Röhren die das Becken mit Wasser speiste. Die Beckenränder waren von Stier- und Löwenköpfen gesäumt. Funde mehrerer Skulpturen im Wasserbecken deuten darauf hin, daß im Gebäude lebensgroße Skulpturen aufgestellt gewesen sein mußten.
2008 und 2009 ergaben Felskampagnen in den königlichen Bädern von Meroe sowie in Hamadab entscheidende und neuere Erkenntnisse zur Nutzung und zur Baugeschichte. So konnten Kulturschichten weit vor Errichtung der Bäder erfasst werden bis hinab zum gewachsenen Boden. Es wurden mächtige Keramikdepots sowie zwei Grablegungen gefunden.

Beide Fotos von Rosemarie Mispagel

Die Untersuchung der räumlichen Abfolge von Schichten und der daraus erstellten relativen zeitlichen Gliederung dokumentiert klar das relative zeitliche Verhältnis zwischen dem Bau der königlichen Gräber und der Stadtmauer von Meroe.
Die Konstruktionsweise und Bauphasen der Stadtmauer ließen sich dabei erstmals steingerecht dokumentieren. An Gebäudekomplexen der Oberstadt ermöglichten Grabungen und Sondagen erstmals detaillierte Erkenntnisse zur internen Struktur, bauhistorischen Entwicklung und Nutzung von Häusern und Erkenntnisse über Entstehungs- und Baugeschichte der Siedlung.
Gleichzeitig wurde während Vermessungen der Schichten der erste bekannte napatanisch-frühmeroitische Siedlungsplatz ohne spätere Überbauung im Kerngebiet des meroitischen Reiches entdeckt.
Neben diesen neuen Erkenntnissen  entdeckte man auch neu eine Gartenanlage mit Pflanzgruben rund um das Wasserbecken.
Ebenso konnte nun der zweite unterirdische Wasserkanal südöstlich des Beckens sowohl hinsichtlich Bauweise als auch Gefällerichtung genau dokumentiert werden mit seiner Beziehung zu den römischen Bädern.
Viele Fragen zu dem Gebäudekomplex der römischen Bäder sind noch unbeantwortet, wie Bauentwicklung, Datierung, das Funktionieren des Wasserzu- und -ableitungssystems sowie das komplette Ausstattungsprogramm. Vor allem ist der Zweck und die Idee des gesamten Baus immer noch weitgehend ungeklärt.
Die politischen Entwicklung und Stabilisierung des meroitischen Reiches fielen in eine Zeit, die man als den Übergang von Napata nach Meroe auffassen kann, in der aber die >"von Amun geliebten Söhne"< noch in der Nähe seines Heiligtums in Napata bestattet wurden. 
Gleichzeitig entwickelte sich aber auch in Meroe und seiner Umgebung intensive Bautätigkeit, um dem Gott Amun neue Tempel zu errichten und den >Söhnen des Gottes< in Meroe einen ihnen gemäßen Aufenthalt im Hause ihres Vaters zu bieten, denn dies war die wichtigste Voraussetzung für die Verlegung des Machtzentrums von Napada nach Meroe. Man beschränkte sich aber nicht nur auf diese Bautätigkeiten.


Tempelkomplex des Amun

Der große Amun-Tempel in Meroe war das Hauptheiligtum des Reichsgottes Amun.  Er wurde vom Nil weg errichtet mit Blickrichtung aufgehende Sonne.

Es handelt sich um einen lang gestreckten Bau mit zahlreichen Säulensälen. In seiner Bauweise erinnert er an den Amun-Tempel am Gebel Barkal, der wiederum nach ägyptischen Vorbildern errichtet wurde.
Von der Ausstattung hat sich ein steinerner Thronsitz erhalten, von dem aus der Gott seine bei der theokratischen Regierungsform des Reiches auch politisch wichtigen Orakel erteilen konnte.

Viele gut erhaltene Reliefs sind hier noch auf den Resten der Mauern zu sehen. Auf dem Foto (oben in der 2. Reihe) erkennt man einen Sandsteinaltar aus dem Sanktuar M 61.
Deutlicher zu sehen auf dem kleinen eingefügten Bildausschnitt. Zu sehen sind 2 Nilgötter beim Binden von Lotuspflanzen.

Um den Tempel gruppieren sich noch weitere diverse kleinere Tempel.

 
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Literatur zur antiken Stadt Meroe

 

 
 
1 Ausschnitt aus Karte von: http://www2.hu-berlin.de/aknoa/sammlung/Meroe_Bilder/kartesw.jpg