Khartoum Nationalmuseum
 


Blick vom "archäologischen Garten", dem Museumsgelände auf das Hauptgebäude des Nationalmuseums in Karthoum.
Im Vordergrund vier der fünf Granitsäulen der Kathedrale  von Faras.
Rechts unter dem Hügel aus Ziegelsteinen befindet sich das wieder aufgebaute Felsengrab des Djehuty-hotep aus Debeira Ost.

Skizze aus: Hinkel, Friedrich; Tempel ziehen um. Leipzig 1966.
Das Nationalmuseum des Sudan ist das größte Museum im Sudan. Es befindet sich auf der El Neel Avenue in Khartoum und enthält Objekte aus verschiedenen Epochen der sudanesischen Geschichte.
Das Museum wurde 1971 gegründet.

Auf dem Museumsgelände befinden sich vor allem die geretteten nubischen Altertümer, die durch die Errichtung des ersten Staudammes von Assuan (1898-1902) und den nachfolgenden Erhöhungen (1907-1912 und 1929-1934) gefährdet waren. Durch diese Maßnahmen wurden Teile des Landes und seine Tempel jeweils mehrere Monate unter Wasser gesetzt, wodurch bereits große Schäden an den Altertümern entstanden.

Ab 1960 erfolgte unter Gamal Abdel Nasser zu Gunsten der ägyptischen Bewässerungswirtschaft durch den Beginn des  Baus des zweiten großen Assuanstaudamms eine permanente Überflutung bis über den 2. Nilkaratakt hinaus, hierdurch die endgültige Zerstörung dieser einzigartigen Kulturlandschaft.
Neben der negativen Zerstörung der Kulturdenkmäler gibt es viele Gründe die für den Bau des Dammes sprechen. Auf diese Aspekte möchte ich hier nicht eingehen. Über das Pro und Kontra dieser Maßnahme gibt es diverse Diskussionen.

Einer internationalen, von der UNESCO koordinierten Rettungskampagne ist es zu verdanken, daß in den folgenden fünfzehn Jahren zahlreiche Ausgrabungen unternommen und zumindest die wichtigsten Baudenkmäler auf höher gelegene Ufer gerettet werden konnten. Fünf der bedrohten Bauten wurden ins Ausland verlegt und in Madrid, Turin, Leiden, Berlin und New York ganz oder teilweise wieder aufgebaut. Die Verlegung einiger Altertümer ins Ausland war ein Geschenk und Dank an diese Länder für ihre aufopfernde und umfassende Hilfe, diese vor dem endgültigem Zerfall zu retten. Die übrigen Bauten kamen in das National Museum nach Khartoum und wurden dort wieder aufgebaut.

Die Aktionen zur Rettung der Altertümer bewirkten auch, daß das ehemalige Unternubien als eine archäologisch gründlich untersuchte Landschaft gelten kann. Die weiter südlich gelegenen archäologischen Stätten, oberhalb des zweiten Kataraktes, blieben trotz wichtiger archäologischer Unternehmungen, wie zum Beispiel der Harvard-Boston-Expedition, wenig bekannt und sind auch heute noch nicht hinlänglich erforscht.
Die großartigen Festungen, die aus Nilschlammziegel errichtet waren, konnten nicht gerettet werden und versanken durch den neu errichteten Staudamm im See.
Der Ägyptologe Dr. Albrecht Endruweit berichtete während eines Seminars, das ich besuchte, von neueren Untersuchungen mit Tauchgängen im See, daß diese Festungen heute vom Wasser fast vollständig aufgelöst sind und nur wenige Umrisse noch erkennbar sind. 

Unter der Leitung von Friedrich Hinkel, Akademie der Wissenschaft der DDR 1964, wurden neben anderen Fragmenten aus dem sudanesischen Nubien die geretteten Tempel auf dem Gelände des Museums wieder aufgebaut. Das relativ feuchte Klima im nördlichen Sudan drohte den an ihrem ursprünglichen regenlosen Standort gewohnten Bauten zu zersetzen. Zum Schutz während der Regenzeit in der Region, in dem sich diese Bauten jetzt befinden, baute man Wellblechgaragen über die Heiligtümer. Diese sollten während der Trockenheit wieder entfernt werden, doch sind inzwischen die Mechanismen um dieses durchzuführen defekt, so daß die Bauten wohl immer in diesen Wellblechgaragen verbleiben werden.
Im dem entstandenen Museumspark wurden die abgebauten Tempel entsprechend ihrer alten Ausrichtung wieder aufgebaut. Sie gruppieren sich nun um einen lang gezogenen künstlich angelegten Kanal, der Verbindung mit dem Nil hat, um ihre ursprüngliche Lage am Nil zu symbolisieren.

Auf dem Gelände des Museums, dem sogenannten "archäologischen Garten" befinden sich neben anderen bedeutenden Funden und archäologischen Objekten aus der Region, der wieder aufgebaute Khnum-Tempel aus der Festung Kumma, der Tempel  Semna, der dem Sesotris III. und dem
ägyptisch-nubischen Gott Dedwen geweiht war, sowie der Horus- Tempel aus der Festung Buhen sowie das Felsengrab des Djehuty-hotep aus Debeira Ost.
Weiterhin befinden sich auf dem Gelände
Löwenstatuen aus Basa, Widderstatuen aus Kawa, Froschstatuen aus Basa, die sieben Meter hohen und 30 Tonnen schweren Kolossalstatuen vom Tempel in Tabo, die oben auf dem Foto zu sehenden Granitsäulen aus der Kathedrale von Faras, eine Siegesinschrift von Pharao Djer aus der 1. Dynastie vom Gebel Scheich Suliman und eine Wand des Akscha-Tempels.
Das Hauptgebäude des Museums konnten wir leider nicht besichtigen, denn als wir die Möglichkeit zur Besichtigung des Museums hatten erfuhren wir, daß montags Ruhetag ist. Vom Museum kam nach tel. Anruf und Nachfrage dann doch eine nette Archäologin, wir durften die Außenanlage den sog. "archäologischen Garten" mit Führung durch die genannte Archäologin besichtigen.
Deshalb berichte ich folgend nur vom Außengelände.
Um die Fotos der Bildergalerien besser anschauen zu können auf das erste Foto klicken, dann weiter blättern.
Die Fotos können auch einzeln betrachtet werden.
 
Eingangshalle zum Hauptgebäude vom Nationalmuseum

 Festung von Buhen


Zeichnung: Yare, Brian; The Middle Kingdom Egyptian Fortress in Nubia. January 2001.

Plan: Schautafel Nationalmuseum Khartoum
Buhen liegt bzw. lag am Westufer des 2. Nilkatraktes ca. 350 km südlich von Assuan und war eine altägyptische Siedlung und Festungsanlage mit großer strategischer Bedeutung im Mittleren und Neuen Reich. Bereits im Alten Reich gab hier eine ägyptische Siedlung und Buhen entwickelte sich zu einer ägyptischen Kolonialstadt, die mit einer massiven Mauern umgeben und wohl auch eine Handelsstation war. Ein Teil der Mauer war durch eine 65 m entfernte Vormauer mit 18 halbrunden Mauertürmen geschützt. Zahlreiche Siegel mit Namen von Königen des Alten Reiches wurden hier gefunden.
Die Hauptaufgabe dieser Stadt scheint überwiegend der Verhüttung von Kupfer gewesen zu sein. Kupferschlacke, Holzkohle und Gicht aus reinem Kupfer aus den Tiegeln wurden dort in der Nähe und am Flußufer gefunden.
Ein großer Teil der Töpferwaren, Tondichtungen auf Gläser sowie Inschriften auf Papyrusrollen weisen darauf hin, daß schon im Pyramidenzeitalter per Kurier Handelsbeziehungen zu Nubien bestanden und Bergbauexpeditionen statt fanden. Kontakte zu Nubien lassen sich zum Teil bis in prädynastischer Zeit zurück verfolgen.
Im Alten Reich florierte ein reger Handel zwischen Ägypten und Nubien, der in der Ersten Zwischenzeit wohl vermindert statt fand, da es zu dieser Zeit keine feste Zentralregierung gab. Im Mittleren Reich nach der Reichseinigung begann Sesostris I. in der 12. Dynastie die Ressourcen von Unternubien wieder intensiver zu nutzen. Nubien besaß wichtige Rohstoffe (Gesteine, Kupfer, Gold); vor allem aber mußte der Handel mit den exotischen Luxusgütern Zentralafrikas das Niltal durchlaufen, das einen Verkehrskorridor durch den kontinentalen Wüstengürtel nach Norden bildete.
Die Expeditionen, die das nubische Niltal und die angrenzenden Wüstengebiete bis über den zweiten Katarakt hinaus durchzogen, fanden überwiegend unter militärischem Schutz statt.
Um die Knotenpunkten der Verkehrs- und Handelsstraßen zu sichern und um im Krisenfall eine möglich schnelle Mobilisierung zu ermöglichen begann unter Sesostris I. der Bau von Burgen und Festungen sowie Signalposten im Gebiet zwischen dem zweiten Katarakt und dem Katarakt von Semna, die unter den folgenden Königen erweitert wurden. Das Ziel dieser Grenzfestungen war nicht auf weitere ausgreifende Eroberung ausgerichtet, sondern diente zur Konsolidierung der Herrschaft und Sicherung der ägyptischen Interessen. Auf einer Inschrift von Sesostris III. (ca. 1872-1853 v. Chr.) in etwa folgendes zu lesen:
"Ich bin ein König ... der angreift, wenn er angegriffen wird, aber schweigt, wenn man schweigt."
Mehrere Festungen erstrecken sich rund 60 km entlang des Nils von Buhen bis Semna im Süden, welche jeweils in Sichtkontakt mit der Nachbarfestung steht. Sie wurden während der 12. Dynastie errichtet und erreichten ihre endgültige Form währende der Regierungszeit von Sesostris III.. Die Umfassungsmauern von jedem Fort bestanden aus massiv konstruierte Lehmziegel, die mit Balkenwerk verstärkt wurden sowohl entlang seiner Länge sowie im Inneren des Mauerwerks. Die Festungen variieren in Größe und Form je nach ihrer Lage. Einige Wälle schützte man zusätzlich mit einem breiten äußeren Graben, sie sind mit Schießscharten  und einem externen Glacis versehen. Glacis  ist vor dem Graben eine von der Feldseite her leicht ansteigende Erdanschüttung. Hierdurch kann der tote Winkel der Angreifer überwiegend vermieden werden, bietet ihnen wenig Deckungsmöglichkeiten und dient den Verteidigern auf den Wällen als Schußfeld.

Neben ihrer Aufgabe, Feinde abzuwehren, waren die Festungen auch ausgezeichnete Beobachtungsposten und konnten frühzeitig durch Signalleuchten Warnungen signalisieren, wenn die Schiffe mit den wertvollen Gütern den Nil am 2. Katarakt überwinden wollten oder Waren auf dem Landweg unterwegs waren.
Der 2. Nilkatarakt war zu dieser Zeit schwer mit größeren Schiffen überwindbar, so mußten die Schiffe einen Teil über Land gezogen werden. Obwohl es Hinweise
auf eine Slipanlage nördlich von dem Fort Mirgissa (altägyptisch Iqen) gibt, scheint es unwahrscheinlich, daß große Schiffe am Nilkatarakt vorbei über Land gezogen wurden. Es ist eher davon auszugehen, daß der Transport der Handelsgüter auf dem Landweg erfolgte.

Neben der Verteidigung gen Eindringlingen (wobei es wahrscheinlich anzunehmen ist, daß die Feinde hauptsächlich aus dem Land Kusch kamen) und der Präsentation der Macht der ägyptischen Königen, war die Hauptaufgabe der Forts die vorübergehende Lagerung und Vorbereitung der wertvollen Güter für den Transport. Dafür sprechen die großen und zahlreichen Lagerhallen. Auch Kupfer wurde hier geschmolzen und andere wichtige Rohstoffe verarbeitet.
Die Festung wurde in der Hyksoszeit niedergebrannt und in der 18. Dynastie wiederaufgebaut.
 Tempel von Buhen

Südlicher Tempel von Buhen (Foto von 1906)
Bild: http://www.sennefer.at/Tempel/Nubien/Buhen.htm
Auf dem Westufer des Nils gegenüber von Wadi Haifa fand man umfangreiche Rest einer befestigten Stadt aus dem Mittleren und Neuen Reich mit den Ausmaßen von etwa 215 x 460 m. Die äußere Umwallung aus der Zeit Sesostris I. hatte eine 4 m dicke Mauer und war mit 32 halbrunden Türmen ausgestattet, welche in der 12. Dynastie verstärkt wurde und somit alle vier Seiten der Festung umschloß. Die innere Festung besaß unter Sesostris eine Größe von etwa 150 x 170 Meter, war ca. 11 Meter hoch, besaß rechteckige Türme mit besonders starken Eckbastionen. Die Mauer hatte eine Stärke von 5 Meter. Außerdem besaß die innere Festung zwei Flußtore und einen gewaltigen Torbau in der Westmauer sowie eine äußere Zwingermauer mit an den Ecken halbrunden, kleeblattförmig angeordneten Mauertürmen. Zahlreiche Rechtecktürme wechseln mit größeren Eck- und Zwischenbastionen ab. Reste einer umwallten Stadt des Alten Reiches, etwa 120 x 950 m groß, fand man etwas nördlich am Nil gelegen, wovon ein Teil der Endmauer durch eine 65 m entfernte Vormauer mit 18 halbrunden Mauertürmen geschützt wurde.
Unter den vielen Objekten die in der Festung gefunden wurden, gehören zwei Stelen von Sethos I. und Ramses II. Interessant sind auch Inschriften von Amenophis IV. und Ramses III., welche von der Niederschlagung von Aufständen in Nubien berichten.

Innerhalb der Festungsanlage aus dem Mittleren Reich befanden sich zwei Tempel.
Zwischen der inneren Festung und der Nordmauer wurde Reste eines aus Ziegeln bestehenden Tempels des Ahmose gefunden (der sogenannte Nordtempel), der später von Amenophis II. ausgebaut wurde.
Der
Hof mit auf drei Seiten umgebenden Pfeilerhallen aus Stein, zwei dahinter liegende Räume (Erscheinungs- und Opfertischsaal) sowie das Sanktuar mit zwei flankierenden Räumen waren noch erhalten. Es wird angenommen, daß dieser Tempel unter Ahmose der Göttin Isis geweiht war, was aber nicht sicher belegbar ist.
Die Überreste dieses Tempels wurden eingehend untersucht und dokumentiert. Einige Blöcke dieses Tempels wurden gerettet und befinden sich im Nationalmuseum von Khartum, der Rest konnte nicht gerettet werden und wurde vom Nassersee überflutet.

Der südliche Tempel aus dem Mittleren Reich innerhalb der Festung war dem Gott Horus von Buhen geweiht und datiert aus der Zeit der Hatschepsut / Thutmosis III (18. Dynastie). Neben Amada ist das ein gutes Beispiel für einen Umgangstempel aus der Thutmosidenzeit. Die Reste von diesem Tempel wurden abgebaut und auf dem Museumsgelände von Khartoum wieder aufgebaut.
Von diesem Tempel berichte ich nachfolgend etwas ausführlicher.
Der Afrikaforscher Frédéric Cailliaud erwähnte 1819 auf seiner Durchreise durch Ägypten diesen Tempel nur kurz und berichtete von mehreren viereckigen Pfeilern und von Resten eines Tores, die er südlich von Argui am Ufer des Nils gesehen hat.
Champollion, der von August 1828 bis Dezember 1829 eine französisch-toskanische Expedition nach Ägypten den Nil entlang bis Wadi Halfa leitete, entdeckte den völlig verschütteten südlich gelegenen Tempel, der dem Gott Horus geweiht war, als er in der Nähe einen kleinen verschütteten Tempel von Amenophis II. vom Sand befreite. Beide Tempel untersuchte er mit seinem Schüler Rosellini nach Aussagen von Fr. W. Freiherr von Bissing "reichlich ungenau".
Anton Graf Prokesch von Osten, ein altösterreichischer General, Diplomat und Reiseschriftsteller, erkundete 1827 den Ort und beschrieb diesen 1831 eingehender in seiner Veröffentlichung "Das Land zwischen den Katarakten des Nil". Ihm folgte 1844 R. Lepsius, der außer Abschriften einzelner Texte den Tempel nicht weiter erforschte. Zeitlich anschließend folgte 1874 der Sohn von Anton Graf Prokesch von Osten und im Jahr 1877 Miß B. Edards, welche wohl auch nur kurze Berichte verfaßten.
Es folgten noch weitere bekannte Forschungsreisende bzw. Ausgräber, wie Charles Holled Smith, Budge, Borchardt- Ricke, um nur einige zu nennen. Auch diese beschäftigten sich nicht ausführlich mit diesem Tempel. 
Im Jahr 1913 erfolgte schließlich eine ausführlichere Untersuchung durch Fr. W. Freiherr von Bissing zusammen mit Hermann Kees, die nach einem zweiten Besuch 1936 revidiert und ergänzt wurde. Bissing veröffentlichte 1942 seine Arbeiten unter anderem in den Sitzungsberichten der Bayrischen Akademie der Wissenschaften unter dem Titel "Die Baugeschichte des südlichen Tempels von Buhen ( bei Wadi Halfa)". Weitere ausführliche Untersuchungen der Tempel der Festung Buhen erfolgten 1909/10 von Macler und Leonard Wooley sowie 1960/61 von Ricardo Caminos. Im Jahr 1962/63 würden der Südtempel und Nordtempel zur Rettung der Altertümer nach Khartoum versetzt.
Verschleppte Blöcke aus diesem Tempel wurden in Faras gefunden.
 
Pläne: links: Schautafel auf dem Gelände vom Nationalmuseum Khartoum; rechts: Borchard, Ludwig; Beiträge zur ägyptischen Bauforschung und Altertumskunde. Heft 2. Kairo 1938.
Der Hauptgott der Region Buhen war Horus, auch als Horus von Buhen genannt und einer der vier nubischen Horusgötter.
Der südliches Tempel von Buhen wurde von Hatschepsut und Thutmosis II. erbaut, von Thutmosis III. erneuert und von Taharqa später erweitert. Geweiht war er dem Gott Horus von Buhen. Neben Amada ist dieser Tempel ein gutes Beispiel für die Umgangstempel der Thutmosidenzeit.

Für die Bautätigkeit und Wahl des Standorts dieses Tempels entschied sich Hatschepsut, um wahrscheinlich ein Heiligtum im Süden des Landes zu errichten, nachdem ihr Vater Thutmosis I. seinen Machtbereich bis zum 3. Katarakt gefestigt hatte und bereits Könige des Mittleren Reiches eine Festung und Siedlung gegründet hatten, zu der sicher auch ein Tempel gehörte. Als Bauplatz benutzte sie eine Erhebung, die im Laufe der Jahre sich über Trümmer von Baulichkeiten des Mittleren Reiches gebildet hatten.
Vom Nil her legte Hatschepsut, vielleicht unter Benutzung älterer Bauten, einen gepflasterten und teilweise auch gestuften Aufweg zwischen niedrigen Ziegelsteinmauern an, der wahrscheinlich durch einen großen Ziegelpylon führte.
Dieser Pylon wurde möglicherweise auf den Fundamenten eines älteren Pylon oder einer älteren Mauer errichtet. Diese älteren Gebäudereste wurden durch Hatschepsut durch eine dünne Mauer nach Osten zum Nil hin verstärkt und zu einem Pylon umgebaut, der wahrscheinlich mit einer Treppe im Inneren versehen war.
Borchard beschreibt, daß er bei verhältnismäßig niedrigem Wasserstand des Nils noch eine Art in den Nil hereinreichende Buhne, die nach ihrer Richtung zu urteilen, zeitlich mit dem Südtempel einzuordnen ist und einen kaiartigen Bau gesehen hat, der in der Achse des Tempelhauses liegend, die Richtung der unter dem Tempel gefundenen Mauerzügen hat und so zeitlich der Mittleren Reichs-Festung zugeordnet werden kann.
Die Ecken des Heiligtums orientierten sich nach den vier Himmelsrichtungen, so kam es zum Pylon und Aufweg schräg zu liegen. Seit der Zeit der gemeinsamen Regierung von Hatschepsut, die sich ab dieser Zeit Maat-ka-Re nannte, begann im nubischen Raum der Bau mit hellem Sandstein.
Der Grundriß des Tempel weist Gemeinsamkeiten, abgesehen von geringfügigen Veränderungen im hinteren Teil, mit dem Tempel von Hatschepsut in Medinet Habu (im Norden vom großen Tempel) auf, somit kann angenommen werden, daß der Steinbau, wie er zum Schluß vorgefunden wurde, auf diese Zeit von Hatschepsut zurück geht.
Von der inneren Ausstattung können die Reliefs des Opisthodoms (=Raum hinter dem Sanktuar) Hatschepsut zugeschrieben werden, auf welchen die Königin noch als Gattin neben Thutmosis II. erscheint und später in einen König umgewandelt wurde. In den vorderen Räumen befinden sich auf den Reliefs Hatschepsut als Königin, die später umgeändert wurden und Thutmosis III. darstellen. Thutmosis erscheint einige Male mit dem Zusatz Nufe schupe ( Bissing meint, einen häufig anzutreffenden Zusatz zum zweiten Ringnamen, dem sogenannten "Sa-Ra" - oder Eigennamen (Thutmosis): "Nefer Cheper" (Schön an Wesen / Erscheinung). Bekannt sind auch "Heka Neteri" (Göttlicher Herrscher) und selten "Heka Maat" (Herrscher der Gerechtigkeit / Gerechter Herrscher), welchen Thutmosis vorzugsweise während der Mitregentschaft von Hatschepsut führte. Es ist allerdings davon auszugehen, daß die Änderungen der Darstellungen erst nach dem Tod von Hatschepsut erfolgte. Auch weitere Darstellungen und Inschriften auf den Wänden weisen auf einen entscheidenden Anteil von Thutmosis III. am Bau dieses Tempels hin.

Der nächste wichtige Veränderung, die in dem Gebäude rund 800 Jahre später statt fand, erfolgte wahrscheinlich durch den König Taharqa (689-64 v. Chr.).
Auf der Vorderseite des Tempels ließ er vertiefte Reliefs mit Ornamenten anbringen und er verbreiterte wohl auch die axialen Türeingänge. Es ist die gleiche Relieftechnik, die in der 18. Dynastie verwendet wurde. Auch im Sanktuar, im Barkenraum ließ er farbige Reliefs und Texte anbringen, wovon noch eine beträchtliche Menge an Farbe hat überlebt hat.

Das Hauptgebäude des Tempels weist einen rechteckigen Grundriß auf, vom Osten nach Westen mit einer Länge von 15,25 m und vom Norden nach Süden mit einer Länge von 9,80 m. Der Tempel besteht aus einem nach oben offenen Vorhof mit Säulen und Pfeilern vor dem Hauptgebäude und Säulen jeweils an den Seiten des Hauptgebäudes.
Der Zugang zum Hauptgebäude erfolgt durch eine einzige Tür auf der Ostseite mit Blickrichtung zum Nil. Der Innenraum des Hauptgebäudes ist in fünf Kammern, alle deutlich rechteckig  weniger symmetrisch angeordnet. Durch eine mittig angelegte Tür betritt man einen Vorraum von geringer Tiefe und einer Breite wie das Gebäude selbst. Es folgen drei lange, schmale nebeneinander liegende Räume. Der mittlere Raum, das Sanktuar, und der rechte Raum sind direkt durch eine Tür vom Vorraum erreichbar. Im Sanktuar war die heilige Barke untergebracht. Der linke Raum ist eine Art Korridor und vom Sanktuar aus durch eine Tür erreichbar. Von diesem Raum führt eine schmale Rampe in eine kleine Krypta, in welcher wahrscheinlich Kultutensilien aufbewahrt wurden.
Hinter diesen drei Räumen befindet sich das sogenannte Opisthodom (=Raum hinter dem Sanktuar), von geringer Tiefe und einer Breite wie das Hauptgebäude. Es gleicht im Grundriß der Vorhalle.
Außer das westliche Ende des linken Raumes (der Korridor), der asphaltiert wurde, waren alle Räume gepflastert mit großen dicken Sandsteinen.
Die Mauern sind überwiegend in der Höhe nur noch bis zu zwei Blockreihen oder höchstens bis zu 1,85 m erhalten, bis auf die Nordwestecke, dort sind es etwa drei Blockreihen, ein kleiner Teil der Wand erreicht ein Höhe von 2,70 m. Bissing schreibt, daß bereits Rosellini berichtete, daß diese Mauern zu seiner Zeit zwischen August 1828 bis Dezember 1829) bereits in der Höhe nicht vollständig erhalten waren. Ebenso wie der obere Teil der Mauern, ist vom Dach auch nichts mehr vorhanden. Es wird davon ausgegangen, daß diese nicht absichtlich zerstört wurden oder durch Naturgewalten erodiert sind, sondern von Not leidenden Menschen als Baustoff weiter verwendet wurden.

Die meisten
Darstellungen auf den Wänden sind Darstellungen des Pharaos, die seine Frömmigkeit zeigt, ihn porträtiert
als Zelebrant der täglichen Tempelrituale, er Opfergaben anreicht sowie ihn bei der Durchführung einer Vielzahl von religiösen Riten darstellt. Es gibt weder Szenen noch Texte, die von Eroberungen oder sonstigen Aktionen berichten. Die einzigen historischen Ereignisse, die auf den Wänden dargestellt sind, ist die Krönung des Pharaos und bestimmte Feierlichkeiten, die im Tempel statt fanden sowie die Weihe des Tempels von Horus von Buhen.
Fotos vom geretteten Süd-Tempel der Festung Buhen auf dem Museumsgelände des Nationalmuseums Khartoum.
Kumma Tempel
Kumma liegt etwa 35 km südlich vom 2. Nilkatarakt auf dem östlichen Nilufer, etwa 365 km südlich von Assuan. Der altägyptische Ortsname von Kumma lautete jtnw pDwt, in  der Literatur auch oft Semnna Ost genannt.
Gegenüber von Kumma liegt auf der Westseite am Ufer des Nils Semna. Kumma und Semna bildeten zusammen eine Befestigungsanlage aus dem Mittleren Reich im Alten Ägypten. Diese Festung diente zum Schutz der südlichen Reichsgrenze und Grenzkontrolle des Handels zwischen dem Alten Ägypten und den südlichen Gebieten im Süden.
Beide Orte sind heute durch den Bau des Assuan-Staudamms überflutet.

In dieser Festung wurde unter anderen eine Stele des Vizekönigs
Heqanacht, in seiner Funktion als Beamter und Priester im Tempel des vergöttlichten Sesostris III. gefunden. Der Text dieser Stele enthält eine Opferformel.

Ein Archiv mit 86 Briefen aus Kahun und eine aus elf Schriftstücken bestehende Korrespondenz zwischen Hekanacht und seiner Familie bilden den Grossteil der erhaltenen Briefe aus dem Mittleren Reich (2055-1650 v. Chr.).  Heqanacht schrieb Briefe an seine Familie während er sich auf Reisen befand. Er wollte sicher gehen, daß sein Besitz auch während seiner Abwesenheit gedieh. So ist in einem Brief zu lesen, daß seine Leute neues Land pachten sollten in der Nähe des Dorfes Perhaa, und zwar fünf Aruren, das sind knapp 14 Quadratkilometer. Der Pachtzins, so ordnete Heqanacht an, sollte in Emmerweizen, oder aber in Stoff bezahlt werden. Weitere Briefe enthielten ähnliche Anweisungen. Man erfährt auch von Problemen die auftraten und wie er anordnete, diese zu bewältigen. Diese Briefe geben einen guten Einblick in die damaligen wirtschaftlichen Transaktionen im alltäglichen Leben.

Ebenso sind aus dem Mittleren Reich eine Sonderform von Briefen überliefert, die sog. Semna-Papyri aus der 12. Dyn. (Militärdepeschen, die zwischen Theben und den nubischen Festungen ausgetauscht wurden).


Plan: Schautafel
Museum Khartoum


http://educators.mfa.org/objects/detail/47618?
classification =Paintings&pageSize=50
&page=87

Wieder aufgebauter Tempel auf dem
Museumsgelände in Khartoum.

Der Tempel von Kumma (Semna Ost) wurde vor allem während der Regierungszeit der Königin Hatschepsut und den Pharaonen Thutmosis III. und Amenophis II. zwischen 1473 und 1400 v. Chr. gebaut, der möglicherweise auf einem älteren Tempel aus dem Mittleren Reich errichtet wurde. Dieser Tempel wurde den Gottheiten Chnum, dem vergöttlichten König Sesostris III., Anukis und Dedun gewidmet.

Die Festung von Kumma besaß einen quadratischen Grundriß, bestehend aus einer äußeren Lehmziegel-Stadtmauer, ca. 5,5-6 Meter dick, mindestens 10 Meter in der Höhe. Ein Haupttor stand an der nordöstlichen Ecke, das durch einen Wachturm beschützt wurde. Das Innere der Festung war in zwei Bezirke aufgeteilt, die durch zwei Hauptstraßen verbunden waren.
Der Tempel stand in der Festung in der Nord-West-Ecke vom der Befestigungsanlage. Die Bezirke waren mit einer Mauer aus Lehmziegel von einer Länge mit 21,5 m und Höhe von 10,6 m umgeben.
Der Haupteingang des Tempelkomplexes befand sich in der Gasse auf der westlichen Seite, bestehend aus einer Tür mit Steinpfosten, diese führte in einen offenen rechteckigen Vorhof. Die Mauer bestand aus Lehmziegel mit weißen Wänden. Wenig ist davon erhalten, mit Ausnahme von zwei zentral gelegene Säulenbasen und die Überreste einer Grenzstele, die sich in der nordöstlichen Wand des Hofes befand.
Ein weiteres Tor, in der Mitte der nördlichen Wand führt in einen zweiten rechteckigen Hof, der  auf drei Seiten mit Lehmziegelmauern und mit der vierten Seite die Fassade des eigentlichen Tempels bildet. Der Boden dieses Hofes lag angehoben über dem Niveau des Vorplatzes und war im zentralen Bereich mit großen Platten der lokalen Gneis (grobkörnige Steine) gepflastert mit kleineren Sandsteinplatten zu den Rändern hin. In der Mitte des Hofes waren die Überreste von einer Kolonnade zu sehen, bestehend aus zwei beschrifteten Säulen im Eingang mit zwei quadratischen Pilastern, je eine in den östlichen und westlichen Mauern des Hofes.

Der eigentliche Tempel besaß einen zentralen Haupteingang und einen Seiteneingang am östlichen Ende der Fassade. Diese beiden Eingänge führen in die ursprüngliche und einzige große Vorhalle, die sich über die gesamte Breite des Tempels ausbreitet. Es schließen sich zwei ungleich große Räume an. Das Vestibül war ursprünglich mit Steinplatten überdacht, zwei der Platten wurden in Situ noch gefunden. Eine Tür in der östlichen Ecke im Norden führt in einen dahinter liegenden Hof mit einer Größe von ca. 4,75qm, war nicht überdacht, er besaß nur auf der östlichen Seite eine überdachte Loggia und auf der westlichen Hälfte ein Architrav, der an der Nord-Südseite von einer einzigen zentralen Säule gestützt wurde. Diese Seite war von sechs oder sieben Steinplatten überdacht.

In der Süd-West-Ecke führt eine Tür in einen quer liegenden Raum, die sich über die westliche Wand des Tempels erstreckt. Hier ist die Dachbedeckung voll erhalten geblieben. Es ist wahrscheinlich, daß dieser Raum mit den zwei anderen im Norden gelegenen kleinen Räumen kleine Sanktuare waren. Beide Räume sind nur ca. 1,5 x 1,3 m groß mit einer geringen Höhe 1,8 m, da ihre Böden 30 cm über dem Bodenniveau des anderen Raumes liegen. Sie sind überdacht und hatten ursprünglich keinen Lichteinfall als nur durch die Türen. Ihre geringe Größe und das Fehlen von Licht, zusammen mit der inhaltlichen Darstellung  der Reliefs, lassen annehmen,  daß sich in diesen Räumen wahrscheinlich die Kult-Statuen des Gottes befanden.

Auf der Grundlage von Informationen aus den Inschriften auf den Wänden der Tempel selbst, und durch die Untersuchung der Struktur nach der Demontage, wird daraus geschlossen, daß der Tempel in der Regierungszeit von Königin Hatschepsut und Thutmosis ll. begonnen wurde.

Mit der Herrschaft von Amenophis II. fand eine Erweiterung des Tempels in vollem Umfang statt. Er scheint den größeren nördlichen Teil des Tempels wieder aufgebaut und Lehmziegel-Bau in Stein ersetzt zu haben.
Über die spätere Geschichte des Tempels ist wenig bekannt.

Rundgang durch den wieder aufgebauten Tempel von Kumma.


 

Bild: Katalog zur Ausstellung "Pharao siegt immer". Hamm 2004.
Felsinschrift zur Markierung eines hohen Nilstandes Kumma. Diese Felsinschrift aus dem Mittleren Reich in der 12. Dynastie von König Amenemhet entdeckte 1843 Richard Lepsius, die er vollständig entfernte. Heute befindet sich diese aus Schiefergestein bestehende Inschrift mit einer Höhe von 33 cm und Breite von 77 cm im Ägyptischen Museum von Berlin (Inv. Nr. 1161).
Es handelt sich um die am höchsten gelegene Nilstandsmarke. Der Text lautet:

"Nilstand des Jahres 30 unter der Majestät des Königs von Ober- und Unterägypten, Amenemhet III.".
Am Nilufer unterhalb der Festung von Kumma und Semna befanden sich eine große Anzahl von Felsinschriften. Vor allem an den steil zum Nil abfallenden Felsklippen des Westabhanges unterhalb der Festung waren zahlreiche Nilstandsmarken aus dem Ende des Mittleren Reiches, die von Amenemhet III. sowie Amenemhet IV. und Nofrusobek angebracht wurden.

Diese Nilstandsmarken liegen erstaunlicherweise weit über den in modernen Zeiten erreichten Hochwasserständen.
Die markierten Höhen der Nilflut führten bezüglich der Pegelstände in der Ägyptologie zu kontroversen Diskussionen. Zwei alternative Theorien haben sich herauskristallisiert.
Bei der ersten Theorie geht man von einer klimatischen Anomalie aus, die extrem hohe Nilfluten zum Ende des Mittleren Reiches nach sich zog. Die zweite Theorie geht davon aus, daß sich die Felsschwelle des 2. Katarakts seit dem Mittleren Reich verändert haben könnte, so daß ehemals hinter dem Katarakt aufgestaute Fluten leichter und mit geringerem Staueffekt passieren konnten. Durch natürliche Erosion könnte diese Veränderung erfolgt sein. Nach einer weiteren Theorie könnte die Flut durch einen künstlich angelegten Damm aufgestaut worden sein, um so diesen Flußabschnitt besser schiffbar zu machen. Belegbar sind keine Theorien.
Auf umgestürzten Felsblöcken fand man eine große Anzahl dieser Inschriften sowie eine zusätzliche Inschrift, die in die frühe 18. Dynastie datiert.
Es wird davon ausgegangen, daß der Zusammenbruch der  Felswand, auf der die Nilmarken angebracht waren, zwischen der 13. Dynastie und dem Beginn des Neuen Reiches vollzogen hat, aus späterer Zeit fand man keine Inschriften mehr.

Semna Tempel
Datei:Semna-vue.jpg
Rekonstruktion der Befestigungsanlage Semna.

Bild: Monnier, Franck; Les forteresses égyptiennes. Du Prédynastique au Nouvel Empire. 2010.
http://www.safran.be/proddetail.php?prod=CEA11
Semna liegt ca. 60 km südlich von Wadi Halfa, am Südende des 2. Nilkataraktes auf dem Westufer. Der altägyptische Name lautet: Sxm-#a-kAw-RamAa (Sxmt) [Sechem-Chakaure-maa-cheru], was übersetzt dem Thronnamen von Sesostris III. "Mächtig ist der gerechtfertigte Chakaure" entspricht.
Semna bildete zusammen mit Kumma eine Befestigungsanlage des Mittleren Reiches im Alten Ägypten.

In Semna ließ Sesostris III. an der damaligen südlichsten Grenze zu Nubien eine Befestigungsanlage auf dem Westufer errichten. Diese Anlage diente nicht nur zur Grenzbefestigung, sondern hier wurde ebenso der sämtliche Handel über dem Nil vom Süden über den Nil abgewickelt, so war dies der ideale Ort für eine Zollstation. Die aus Nubien kommenden Schiffe und Händler waren so besser zu kontrollieren. Auf einer Stele von Sesostris, die dort aufgestellt war ist z. B. zu lesen:
"Kein Schwarzer darf diese Stelle überschreiten, außer wenn er Rinder, Ziegen oder Schafe mit sich führt."

Auf dem Gelände errichtet Sesostris III. einen Tempel für den Gottkönig und den nubischen Gott Dedun (Dedwen).
Dedun war wahrscheinlich ein nubischer Gott, der bereits in den Pyramidentexten als "Bringer des Weihrauchs" gilt. Der heilige Weihrauch wurde ja aus dem Süden nach Ägypten importiert. Mit dem Beinamen "der an der Spitze Nubiens" ist er ein Vertreter des Südens in den Götterzusammenstellungen der 4 Himmelsrichtungen.

Bereits seit sehr früher Zeit war Dedun (Dedwen) nicht nur ein Symbol für Nubien, sondern auch Gott für seine Ressourcen angesehen worden, vor allem für Weihrauch, der aus dem Süden nach Ägypten importiert wurde. Folglich wird der Gott als Lieferant von Weihrauch für die Götter betrachtet. Der Gott wurde in vielen in Nubien erbauten Tempeln verehrt.
Unter Thutmosis I. wurde der Tempel erneuert und unter Thutmosis II. und Hatschepsut wurde der Schlammziegelbau in Steinbauweise geändert, Taharqa baute ihn später weiter aus.
Dieser Tempel wurde zusammen mit dem Tempel von Kumma in einer Rettungsaktion vor der Überflutung 1965 zerlegt und im Garten des Nationalmuseums von Khartum wieder aufgebaut.


Foto: Museum Iphofen Stele von Sesostris III. Replikat

 

Auf dem Gelände der Befestigungsanlage von Semna fand Richard Lepsius die noch gut erhaltene Grenz- und Siegesstele von Sesostris III..
Heute befindet sich das Original der Stele im Ägyptischen Museum Berlin.

Der Text dieser Stele bestätigt die Festsetzung der südlichen Grenze von Ägypten und enthält eine Charakterisierung der Nubienpolitik Sesostris III. sowie allgemeine vom ägyptischen Königsdogma geprägte Aussagen zum Thema Grenze und Abgrenzung.
Der Text beinhaltet nicht die übliche Lobpreisung, sondern vermittelt darüber hinaus das historische Bewußtsein mit zukunftsweisenden Wünschen und Erwartungen.
So wird diese Stele als ein bedeutender Beleg für die ägyptische Grenz- und Außenpolitik angesehen.

 

Die Inschrift der Stele lautet:

Es lebe der Horus "Göttlich an Gestalt", Herrinnen "Göttlich an Geburt", der König von Ober- und
Unterägypten Cha-ka'u-Re, beschenkt mit Leben. Es lebe der Horus von Gold "(Er) ist entstanden", der
leibliche Sohn des Sonnengottes, der ihn liebt, der Herr beider Länder Sesostris, beschenkt mit Leben,
Dauer und Herrschaft, ewiglich.
16. Regierungsjahr, 3. Monat der Peret-Jahreszeit. Seine Majestät setzt die südliche Grenze bei Semna.
Ich habe meine Grenze weiter südlich als meine Vorväter gezogen; was mir übergeben worden war, habe
ich vermehrt. Ich bin ein König, der spricht und handelt; was mein Herz plant, geschieht durch meine
Hand; (ein König,) der losschlägt, um zuzupacken, der losstürmt, zu glücklichem Gelingen, der nicht ruht,
solange ein Plan in seinem Herzen ist, der an die Geringen denkt, beständig an Milde, nicht milde aber
gegen den Feind, der ihn angreift; (ein König,) der angreift, wenn er angegriffen wird, aber schweigt, wenn
man schweigt, der eine Rede nach ihrem Inhalt beantwortet.
Denn wer nach einem Angriff schweigt, der bestärkt nur das Herz des Feindes. Losschlagen ist Tapferkeit,
Rückzug ist Schande, und ein wahrer Feigling ist, wer sich von seiner Grenze verdrängen läßt. Denn der
Nubier lauscht, um auf ein Wort zu fallen; ihm Antwort geben macht, daß er sich zurückzieht. Schlägt man
gegen ihn los, flieht er, zieht man sich zurück, dann schlägt er los. Das sind keine Leute, vor denen man
Respekt haben kann; es sind Elende mit zerbrochenen Herzen.
Meine Majestät hat das (selbst) gesehen; es ist keine Lüge. Ich habe ihre Frauen erbeutet und ihre Leute
weggeführt; ich bin zu ihren Brunnen gezogen und habe ihr Vieh erschlagen; ich habe ihr Getreide
ausgerissen und Feuer daran gelegt. So wahr mein Vater für mich lebt, ich spreche die Wahrheit! Kein
Wort der Prahlerei ist über meine Lippen gekommen.
Jeder Nachfahr von mir, der diese Grenze, die Meine Majestät gesetzt hat, fest bewahren wird, der ist
mein Sohn und Meiner Majestät geboren. Vorbildlich ist ein Sohn, der für seinen Vater eintritt und die
Grenze seines Erzeugers fest bewahrt. Wer sie aber aufgeben und nicht für sie kämpfen wird, der ist nicht
mein Sohn und mir nicht geboren. Meine Majestät hat eine Statue Meiner Majestät auf dieser Grenze, die
Meine Majestät gesetzt hat, machen lassen, damit ihr sie fest bewahrt und damit ihr für sie kämpft.

Textquelle: http://aaew.bbaw.de/wbhome/begleitHeft/index.html

Rundgang durch den wieder aufgebauten Tempel von Semna.
Akscha-Tempel
Dieser altägyptische Tempel wurde um 1250 v. Chr. von Ramses II. wenige Kilometer südlich von Faras errichtet und war dem Gott Amun geweiht. Der Standort war nicht günstig gewählt, dicht am Nil und nur wenig über der Hochwassermarke der jährlichen Nilüberschwemmung. Durch diese regelmäßige Durchfeuchtung der unteren Wandschichten litt das Gestein des Tempels schon sehr bald. Im Laufe der Jahrhunderte  zersetzte sich das Gestein der Wände durch die Kristallisation von Salzen in großen Umfang. Dazu kam noch der Steinraub der Bevölkerung für Wohnbauten, so war im 20. Jahrhundert von diesem Tempel kaum mehr etwas erhalten.
Während Ausgrabungen im Jahr 1963, die infolge des Baus des Assuan-Staudamms statt fanden, konnte jedoch der Grundriss des Tempels erkannt werden. Dabei entdeckte man eine relativ gut erhaltene Tempelwand von der  Westmauer des Pfeilerhofes. Auf dieser befindet auf ganzer Länge eine Liste der von Ramses II. beherrschten Fremdvölker in Relief abgebildet.
Diese noch gut erhaltenen Blöcke löste man vorsichtig einzeln aus der sonst zerstörten Wand, brachte sie ins Nationalmuseum von Khartoum und setze sie wieder zusammen.
Heute befindet sich diese Wand in einem offenen Pavillon im archäologischen Garten des Museums. 

Felsengrab des Djehuty-hotep

Rechts hinten unter dem Hügel aus Ziegelsteinen befindet das vor der Überflutung durch den Staudamm gerettete Felsengrab des Djehuty-hotep. Heute scheint sich eine kleine Cafeteria darauf zu befinden. Wir konnten leider das Grab nicht besichtigen, da an diesem Tag geschlossen war.
Djehuty-hotep war seinägyptischer Name den er überwiegend verwendete, sein nubischer Name war "Paitsi".
Djehuty-hotep lebte im Neuen Reich zur Zeit von Königin Hatschepsut. Er war ein Fürst von Serra und gehörte somit der nubischen Oberschicht an.
Als Angehöriger dieser Oberschicht durfte er sich
in Debeira Ost ein großes Grab in einem Sandsteinhügel anlegen.
Über diesem Grab erhob sich einst ein kleines Pyramidengrab seines Bruders Amenemhet, ähnlich den der ägyptischen Privatgräber.
Das Grab des
Djehuty-hotep soll sich mit den schönsten altägyptischen Privatgräbern messen lassen können.
Löwen- und Widderstatuen auf dem Gelände des Museums
Granitsäulen der Kathedrale von Faras


Detailausschnitt


 Grundriß der Kathedrale; Skizze: Steffen Wenig;
The Arts 01 Ancient Nubia and the Sudan.
Alrica in Antiquity; The Brooklyn Museum, 1978.
Während der Rettungsaktionen der nubischen Altertümer, die durch den Bau des Assuan-Staudammes erfolgten mußten, übernahm in den Jahren 1960 – 1964 ein Team vom Institut für Mittelmeerarchäologie der Universität Warschau unter der Leitung von Prof. Dr. Kazimierz Michalowski die Ausgrabungen in dem kleinen Dörfchen Faras, das stromaufwärts unweit von Abu Simbel gelegen war.
Im Laufe der Grabungen stieß man auf eine verschüttete christliche Kathedrale.
Bereits seit dem 6. Jahrhundert hatte Faras eine christliche Kirche und war etwa seit 625 Sitz eines Bistums.
Das Besondere und Sensationelle bei dieser Ausgrabung waren die Wandmalereien, welche in mehreren Schichten über- und nebeneinander an den Wänden der Kirche angebracht waren.
So weit bisher bekannt ist, gibt es in den frühesten Kirchen in Nubien, die im 7. Jahrhundert gebaut wurden, keine Wandmalereien wie diese, die in der Kathedrale von Faras gefunden wurden. Zu dieser Zeit wurden die Wände mit geschnitzten Holztafeln und Friese im erhobenen Relief dekoriert.
In der Kathedrale von Faras befand sich in der Apsis ein Fries bestehend aus einem Sandsteinrelief mit dem wichtigen christlichen Symbol einer Taube, welches nach Aussage von
Michalowski später von Wandmalereien überdeckt wurde. Er geht davon aus, daß die Maler kopistische Mönche gewesen sind, die aus Ägypten geflohen sind, um so der arabischen Verfolgung zu entgehen und so diese Kunst nach Nubien importierten. Zentren für eine Ausbildung von Kunstmalern sind aus dem 7. und 8. Jahrhundert in Nubien nicht bekannt.
Diese Wandmalereien sind nicht nur als Dekoration anzusehen, sondern vermitteln und beinhalten einen wesentlichen Teil des religiösen Kultes.
Interessant sind die vielen Schichten der Wandmalereien, die in der zeitlichen Abfolge zu datieren möglich sind und so einen Einblick in die Entwicklung der nubischen Wandmalerei geben.
Die stilistische Abfolge der Fresken in Faras ist überwiegend an den verwendeten Farben zu erkennen. Helle, dunkel violette und stahlgraue Farben sind oft bis in das frühe 8. bis Mitte des 9. Jahrhunderts zu datieren. Die umfangreiche Verwendung von Weiß ab dem 9. Jahrhundert bis ins frühe 11. Jahrhundert.
Malereien aus dieser Zeit vom Bischof Kyros (ca. aus dem Jahr 866) sind heute im Museum von Khartoum zu sehen.
In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts dominierte der Stil mit Verwendung von rot-gelber Farbe. Zu diesem Stil gehört das Portrait von Bischof Petros und die biblische Szene der drei Jünglinge im Feuerofen (diese Gemälde befinden sich ebenso jetzt Im Museum von Khartoum).
Der Aufstieg von Bischof Johannes 997 auf den Bischofsstuhl brachte einen neuen Stil in der eine Vielfalt von Farben verwendet wurde.

Diese Ausgrabung und die Funde geben somit einen umfangreichen Einblick in das christliche Kunstschaffen der Zeit im nordnubischen Königreich Nobatia.
Nobatia (auch Nobadia, Nobatien), war ein christliches Reich der namensgebenden Nobaden, die seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. in Unternubien im heutigen Norden des Sudan belegt sind.

Einen besonderen Höhepunkt stellen die Fresken des 11. und 12. Jahrhunderts in der Qualität dar und beweisen, daß Faras der maßgebende künstlerische Mittelpunkt im Norden des christlichen Nubiens (Königreich Nobatia) war.
Abgesehen von der Bedeutung, die dieser Fund für die Kunstgeschichte hatte, im Besonderen für die Entwicklung der Malerei, stellen die polnischen Ausgrabungen eine wahre Fundgrube an historischen Informationen dar.
Einen großen Teil der Funde, wie gut erhaltene Wandmalereien, Steinfriese, Stelen und Grabbeigaben, befinden sich im Nationalmuseum in Warschau.

Die oben zu sehenden Granitsäulen sind auf dem Museumsgelände von Khartoum an dem künstlich angelegten Kanal aufgestellt, der den Nil und die Lage der Altertümer zu diesem symbolisieren soll.
Felsinschriften auf dem Gelände des Museums
 
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Literatur

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