Grabe des Anena (Ineni) TT 81       
 

Auf meinem Rundgang kam ich auch zu dieser Grabanlage.
Wie viele Gräber aus dem Mittleren Reich wurde auch dieses im Neuen Reich (18. Dynastie) wieder benutzt (usurpiert).
Bei diesen Gräbern handelt es sich meist um Familiengräber höherer Beamter oder dem König nahe stehenden Personen.
Oft sind die Namen der Erstbenutzer, wie auch bei diesem Grab nicht überliefert. Die Frage bleibt auch offen, ob es vollendete Gräber waren und in welchem Zustand sie sich bei der Wiederbenutzung befanden.

Wie schon erwähnt, ist von dem ersten Benutzer aus dem Mittleren Reich nichts bekannt.
Die Datierung erfolgte wohl an Hand des damals üblichen Baustiles und diversen baulichen Konstruktionen.
Über die Ausdehnung im Mittleren Reich des Vorplatzes können auch keine Aussagen gemacht werden, ebenso sind aus dieser Zeit keine Verputzspuren nachzuweisen.
8 Pfeiler mit unregelmäßigem Grundriß und leichter Frontböschung bilden die Fassade, von denen der südliche und nördliche Pfeiler im Fels eingearbeitet ist.
Der Vorhof wurde horizontal in den Fels geschnitten, so daß das Bodenniveau von den Wänden der Fassade von Süden nach Norden um 40 cm abfällt, ebenso fällt der Boden auch von West nach Ost ab. Diese Bauweise war am Hügel von Schech abd el-Kurna allgemein üblich.

Diese Grabanlage scheint restauriert geworden zu sein und so wie es heute ausschaut, hat man die Fassade teilweise mit neuen Ziegelsteinen versehen, wohl um weitere Einstürze zu verhindern.
Der Eingang befand sich früher mehr in der Mitte. Seit wann der heutige Eingang links außen ist, habe ich in der Literatur nicht gefunden.

Von Anena (Ineni) wurde dieses Grab in der 18. Dynastie umgestaltet und benutzt.
Von ihm sind autobiographische Inschriften auf einer Stele im ersten Portikus sowie Inschriften und Abbildungen im Grab erhalten geblieben.
Aus dem erwähnten autobiographischen Text geht hervor, daß er in der Zeit des Amenhotep I. (1526-1505v. Chr.) bis in die Anfänge der gemeinsamen Regierungszeit von Hatschepsut und Thutmosis III. verschiedene Ämter wahr genommen hatte. Hatschepsut wird hier noch nicht mit dem Titel einer regierenden Königin erwähnt.
Ein wichtiger Titel des Anena (Ineni) war z. B. "Aufseher der Kornspeicher des Amun".
Bekannt von ihm ist ebenfalls, daß er Sohn eines Richters mit dem gleichen Namen war, und einer Sat-Djehuti. Seine Frau wird mit dem Namen Tjuju erwähnt.
Nach der Wiederbenutzung des Grabes aus dem Mittleren Reich erhielt die Fassade eine Aufmauerung. Unsicher ist, ob diese schon durch Anena (Ineni) oder kurz vor seinem Tode von Familienangehörigen erfolgte, in Anlehnung der damals in Mode gewordenen "Fenstergräber".
Eine weitere Benutzung der Grabanlage nach Anena (Ineni) schließt man aus. Es wurden weder an den Dekorationen der Innenwände noch in den Funden aus dem Vorhof Hinweise dazu gefunden. Auch wurden keine typischen Aushackungen festgestellt, die in der Amarnazeit erfolgten. Es wird vermutet, daß das Grab zu dieser Zeit schon eingestürzt und so unbenutzbar war. Große Felsbrocken, die beim Einsturz des Grabes herab fielen fand man im Vorhof. Es wird angenommen, daß diese noch in der 18. Dynastie herab gestürzt sind, als der Bauschutt der darüber liegenden Gräber noch nicht herabgefallen war.

Zeichnungen: Kampp, Friedericke; Die Thebanische Nekropole, Teil 1, Seite 325. Mainz 1996.

Blick durch die Gitter der Grabanlage des Anena (Ineni) TT 81 

Was ich dort sah, überraschte mich sehr. Leider konnte ich nur Ausschnittsweise etwas von den noch sehr gut erhaltenen Malereien auf der gegenüberliegenden Wand des Portikus erkennen.

Zu sehen sind Darstellungen vom Grabherrn mit seinen Helfern und Verwandten, welcher die Abgabe der Tribute aus den Fremdländern sowie die Abgabe der Waren an Amun überwacht. Schreiber sind abgebildet, denen Leinen vorgelegt wird, ebenso wie der Grabherr die Getreidelieferung kontrolliert.
Auch Szenen aus dem täglichen Leben sind zu sehen, sie zeigen den Grabherrn beim Fischfang mit seiner Frau, die zwischen seinen Beinen auf dem Boot sitzt. Verschiedene Tiere erkennt man, wie Affen, Gänse, Kraniche, Ziegen, Steinböcke, Auch Schweine und Rinder.

Hier soll sich auch die Stele befinden mit dem autobiographischen Text des Grabherrn.

Eine weitere Szene  zeigt die Weinlese und die Verarbeitung der Trauben.

Auch die Pfeiler sollen reichlich mit Bildszenen dekoriert sein.
Der Grabherr mit seinem Hund bei der Wüstenjagd und wie er eine Gazelle erlegt, Abbildungen von Haus und Garten, Liste von Bäumen, Palmen, Szenen aus der Landwirtschaft, wie allgemeine Ernteszenen, Getreideernte sowie ähnliche Darstellungen sind dort zu finden.

Eine Tür (Durchgang) führt vom Portikus zu einer Kapelle.
Auch hier sollen die Malereien noch gut erhalten sein.
Folgende Szenen seien dort:
Auf einem Sturz eine Doppelszene mit dem Grabherrn, der vor  Anubis und der Göttin des Westens abgebildet ist. Auf dem Rahmen befinden sich in fünf Registern Szenen von Riten vor der Statue des Grabherrn.
Ebenso ist sein Bruder Pahery beim Opfern des Verstorbenen abgebildet sowie eine Abbildung auf der er vor dem Grabherrn und seiner Frau mit einer Opferliste steht.
Verschiedene Riten im Garten, auf denen die Statuen getragen werden, Begräbnisprozessionen mit dem Mumifizierer Tekenu, die Abydosreise sind dort ebenfalls zu finden. Die Decke ist mit verschiedenen Texten versehen.

Von der Kapelle gelangt man zum Schrein.
Auf jeder Seite des Durchgangs befinden sich innen drei Register mit Opferträgern, ein Mann mit Gazelle und einer mit einem Kalb.
Ferner vier Register vom Grabherrn mit seinem Hund bei einem Bankett mit Musikanten sowie Reste von einem Festbankett mit seiner Tochter, seinem Bruder Pahery und Hafnern.
Sitzstatuen des Grabherrn mit seiner Frau und Eltern sind dort ebenfalls zu finden.

Die Grabanlage enthält einen unfertigen Schacht, der in das Mittlere Reich datiert wird.
Ein weiter Schacht aus der 18. Dynastie befindet sich im Vorhof.
Es wird vermutet, daß sich noch weitere Schächte unter der Schutthablagerungen des Vorhofes sein könnten.

 
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