[P1]
Beginn der Lehre, die der König
von Ober- und Unterägypten... verfaßt hat] für seinen Sohn, den König Merikare.
[…]
[P21]
Wenn du findest, daß er (der Gegner) im Lande keine Sippe hat, daß er
unbekannt ist in seiner Stadt, doch im ganzen mit zahlreichen Anhängern, da
sie ihn wegen seines Besitzes und auch wegen seines Wissens schätzen, womit
er sich die Herzen erobert,
dann setze ihn in den Augen seiner Leute herab,
bevor er ein Störenfried wird,...
Vertreibe ihn, töte seine Kinder, lösche
seinen Namen.
Vernichte seine Sippe, tilge die Erinnerung an ihn und seine Anhänger, die
ihn schätzen.
[P24]
Wer ein unruhiges Herz hat, bringt die Stadt (= Staat) in Aufruhr, er
macht aus den Anhängern Partisanen. Wenn du aber findest, daß er zu den
Stadtbewohnern gehört,...
dann verklage ihn vor den Hofbeamten, schaff ihn
fort, denn er ist wahrhaft ein Rebell.
Ein Redner bringt die Stadt nur in
Verwirrung. Ducke die Menge, beseitige die Hitze von ihr.
Es ist nicht
tadelnswert, einen Rebellen fernzuhalten vom kleinen Mann, der zur Rebellion
aufgestachelt werden soll.
[P28]
Der kleine Mann ist verwirrt,...
[...]
Du sollst dich bei Gott rechtfertigen
können, so daß die Leute auch in deiner Abwesenheit
sagen können, daß du entsprechend dem Verbrechen strafst.
Den Himmel eines
Menschen bedeutet sein gutes Wesen,
doch der Fluch eines Wütenden ist vom
Übel.
[P32]
Sei ein Meister im Reden, damit
du mächtig seist!
Die Waffe (eines Königs) ist seine Zuge,
die Rede ist mächtiger als jeder Waffenkampf, und einen Mann mit Esprit kann
man
nicht hintergehen....
Ein [Schutzwall] für die Beamten ist der Weise, nicht
werden ihn die angreifen,
die sein Wissen kennen, und so geschieht kein Unheil in seiner Umgebung.
Die Ma'at kommt zu ihm durchgeseiht entsprechend den Ratschlägen,
die die Ahnen ausgesprochen haben.
[P35]
Ahme deine Väter und deine
Vorväter nach!
Erfolgreich arbeiten kann man nur als Wissender.
Ihre Worte
sind ja erhalten in ihren Schriften, schlage sie auf und lies und eifere
den Weisen nach!
Denn ein Meister werden kann nur ein Wissender.
Sei nie
bösartig, Geduld ist gut.
Schaffe dir ein bleibendes Denkmal durch Beliebtheit.
Vermehre
die Landarbeiter,
aber halte dich zu den Städtern:
Man dankt Gott (hier: dem König) für
Zuwendungen und
wird für [deinen Namen] eintreten, deine Güte preisen und [immerdar] für
deine Gesundheit beten.
[P38]
Halte die Beamten in Ehren und
laß es deinen Leuten wohl ergehen,
festige (auf diese Weise) deine Grenzen
und dein Vorfeld, es ist ja richtig,
für die Zukunft zu handeln.
Das Leben
des Vorausschauenden wird geachtet, doch der Vertrauensselige kommt in Leid.
Handle so, daß man sich wegen deines guten Charakters für dich einsetzt.
Gemein ist, wer das Land aus eigenem Interesse an sich bindet, und ein
Ungebildeter,
wer giert nach etwas, was anderen gehört.
Das Leben auf Erden
geht dahin, es dauert nicht lange.
Glücklich der, an den sich der Schifflose
erinnert!
Millionen Menschen (Untertanen) können dem Herrn der beiden Länder
nichts helfen.
Gibt es einen einzigen Menschen,
der ewig lebt?
Fort muß der, der an der Hand des Osiris wandelt, wie der
sich lösen muß,
der es sich bequem gemacht hat.
[P47]
Tue die Ma'at, damit du auf Erden
dauerst.
Beruhige den Weinenden, benachteilige nicht die Witwe,
bringe
niemanden um die Habe seines Vaters.
Stufe keinen Großen in seiner Stellung
zurück!
Hüte dich, ungerecht zu strafen; richte nicht hin, das bringt dir
keinen Nutzen.
Strafe vielmehr mit Schlägen und mit Gefängnis, dann wird das
Land dabei geordnet sein. Ausgenommen freilich den Hochverräter, dessen Plan
entdeckt worden ist:
Gott kennt die Übelgesinnten, und Gott straft mit Blut.
Die Milde aber [verlängert] die Lebenszeit.
Töte keinen Mann, wenn du seine
Geschicklichkeit kennst, mit dem zusammen du (in der Schule) die Schriften
rezitiert hast.
Lies doch im Buche "Abrechnung"...wegen Gott.
Frei schreitet
der Fuß am geheimen Ort, den er kennt,
er weicht nicht ab von den Wegen des
Gestern.
Kein Zauber kann ihn fernhalten, und er erreicht die,
die ihm Wasser spenden.
[...]
[P68]
Die Jugend wird die Jugend
berauben, wie es die Vorfahren vorausgesagt haben.
Ägypten kämpft sogar auf den Friedhöfen:
Schände keine Gräber, schände sie
ja nicht!
Ich tat solches, und solches geschah (mir), wie es durch die Hand Gottes
einen trifft,
der so frevelt.
Stell dich nicht schlecht mit dem Südland, du
kennst doch die Prophezeiung der Residenz darüber.
Wie jenes in Erfüllung gegangen ist, wird auch dieses sich erfüllen.
Sie
haben nicht verstoßen, gegen das, was sie gesagt haben.
Ich ging gegen This
vor, bis an die südliche Grenze zu...
wobei ich eroberte wie ein Wolkenbruch
- das hat nicht (einmal) der selige König Mer... Re getan.
Sei milde
zu ihm (dem Land) in Zukunft, sei hinhaltend mit ihm und erneuere die
Verträge.
Es gibt keinen Wasserguß, der sich verbergen ließe; es ist
richtig, für die Zukunft zu handeln.
[...]
[P81]
Es stand ein Aufstehender auf,
ein Herr der (Residenz-) Stadt;
sein Herz war voller Sorge wegen des
Nordlandes vom Sykomorentempel bis Sembaka,
und zu seiner südlichen Grenze,
dem Zweifisch-Kanal.
Ich habe den ganzen Westen befriedet bis zur
Mittelmeerküste.
Wenn sie Steuern zahlen - der Westen bringt das Zedernholz.
Wenn man Wachholderholz sieht - er hat es uns gegeben.
Der Osten dagegen ist
voller Beduinen.
Ihre Abgaben... man hat die mittleren Inseln (also das
mittlere Delta) zurückgebracht und jeden Mann in ihnen...
[P85]
Sieh, das Land, dem sie übel mitgespielt haben, ist in Gaue zerfallen
und allerlei große Städte.
Was ein Einzelner beherrscht hatte, ist jetzt in
der Hand von zehn Leuten. [...]
Der Haltepflock ist eingeschlagen, den ich
für den Osten gemacht habe,
bis zur Grenze von Hebenu und dem Horusweg,
besiedelt mit Städten und voller Ägypter von den Besten des ganzen Landes,
um Angriffe gegen sie abzuwehren.
[...]
[P91]
Gesagt wird ja dies von Barbaren:
Siehe, der elende Asiat ist übel dran wegen der Gegend, in der er lebt:
Dürftig an Wasser, versteckt unter zahlreichen Bäumen,
seine Wege schlecht
wegen der Berge;
er kann nicht an einem Platze wohnen, denn die Not treibt
(ihn) fort,
so daß sein Fuß [die Länder] durchstreift.
Er kämpft seit der
Zeit des Horus, er siegt nicht, kann aber auch nicht besiegt werden.
Er kündigt nicht den Tag des Kampfes an wie ein Räuber,
den die Gemeinschaft
ausgestoßen hat.
[P94]
Aber ich lebte und war auf dem
Posten.
Die Asiaten waren in den Mauern einer Festung, die offen stand.
Ich
vertrieb sie von dort (wörtlich: ich isolierte sie davon),
ich ließ das
Delta sie besiegen,
ich nahm ihre Leute gefangen, erbeutete all ihre
Lebensmittel, und tötete...
so daß die Asiaten jetzt Abscheu vor Ägypten
haben.
Mach dir keine Sorgen um ihn:
Der Asiat ist ein Krokodil auf seinem Flußufer,
er schnappt zwar zu auf
einem einsamen Weg,
aber er raubt nicht am Kai einer volkreichen Stadt.
[P98]
Grabe einen Wallgraben (im Wadi
Tumilat) gegen ihr Gebiet
und überflute seine Hälfte bis zu den Bitterseen.
Es ist ja die Nabelschnur der Asiaten.
Seine Befestigungen dort sind
kampfbereit, seine Truppen zahlreich,
die Hörigen darin wissen die Waffen zu
führen, nicht zu reden von den Freien darin.
Der Bereich von Memphis zählt
im ganzen 10000 Mann, Bürger und Freie,
die keine Abgaben zu zahlen haben.
Die hohen Beamten dort stammen noch aus der Zeit der Residenz.
(Seine)
Grenzen sind fest, seine Bollwerke stark,
und viele Deltaleute bewässern ihn
bis zum Nordland,
indem sie mit Getreide besteuert werden wie Freie.
Das
heißt, frühere Taten übertreffen.
Es (das Gebiet von Memphis) ist ja das Tor
des Deltas
und bildet einen Schutzwall nach Herakleopolis.
[...]
[P106]
Wenn deine Grenze zum Südland
umstritten wird, dann hat das zur Folge,
daß die Asiaten den Kampfgürtel
anlegen.
Baue Siedlungen im Delta - nicht klein wird der Name eines Mannes
durch seine Taten.
Eine wohlgegründete Stadt wird nicht zerstört.
Baue
Kapellen für deine Statue;
doch der Feind will Zerstörung und Elend.
Der
selige König Cheti hat als Lehre festgelegt:
'Der Schweigende wird
gewalttätig, wenn die Opfer verringert werden',
Gott greift den an, der
gegen die Tempel frevelt.
[...]
[P116]
Ein gutes Amt ist das Königtum.
Es hat (zwar) keinen Sohn, keinen Bruder, der seine Denkmäler bewahrte;
aber
einer erweist dem anderen Wohltaten,
denn ein Mann handelt zu Gunsten eines,
der vor ihm gelebt hat,
auf daß, was er geschaffen hat, erhalten werde durch
einen, der nach ihm kommt.
Sieh, eine schändliche Tat geschah zu meiner
Zeit,
geplündert wurden die Friedhöfe im Gau von This.
Es geschah jedenfalls
als meine Tat, obwohl ich erst davon erfuhr, als es geschehen war.
Sieh
doch, mein Lohn erwuchs mir aus dem, was ich getan hatte:
Es ist schändlich
zu zerstören.
Keinem nützt es, wieder aufzubauen, was er vernichtet hat.
Sei
davor auf der Hut!
Ein Schlag wird mit dem ebensolchen vergolten,
das ist
die Verschränkung aller Taten (wörtlich: Verfugung)!
[...]
[P139]
Tu nichts Böses gegen dies mein
Wort,
das alle Regeln über einen König bietet,
indem du dabei aufgeklärt
wirst, damit du als Mann dastehen kannst.
Mögest du dann (dereinst) zu mir
kommen,
ohne daß ein Ankläger gegen dich sich erhebt.
Töte keinen, der dir
nahegestanden hat,
entferne ihn vielmehr von dir - Gott kennt ihn schon.
Jeder von ihnen soll es auf Erden gut haben,
denn alle Gefolgsleute des
Königs sind göttlich.
Mache dich bei allen Leuten beliebt, denn ein guter
Charakter bleibt in Erinnerung,
auch wenn viele Jahre vergangen sind.
Du
wirst heißen: "Der die Zeit des Leidens beendet hat",
bei denen, die in der
Dynastie des Cheti folgen werden,
wenn sie an das denken, was heute
eingetreten ist.
Ich habe dir das Beste meiner Gedanken gesagt,
handle nach
dem, was dir nun fest vor Augen steht. |