König Chephren
 

Sitzstaue des König Chephren
mit Horusfalke
Material: Diorit;
Höhe 168cm; Breite: 57 cm;
Ägyptisches Museum Kairo.
Chephren ist ein Sohn von Pharao Cheops, nach R. Stadelmann vermutlich identisch mit Chaefchufu I., welcher auf dem Ostfriedhof der Cheops-Pyramide durch eine Mastaba belegt ist. Sein älterer (Halb-) Bruder Kawab ist gegen Ende der Regierungszeit Cheops verstorben, sonst wäre er der mögliche Nachfolger gewesen. Djedefre, ein weiterer Sohn des Cheops,  wurde Thronfolger von Cheops. Nachdem Djedefre etwa ein Jahrzehnt regiert hatte, folgte Chephren seinem Bruder auf dem Thron. Traditionell war es im Alten Ägypten üblich, daß die Herrschaft vom Vater auf den Sohn überging. Warum hier der Bruder die Regentschaft übernommen hat, gab unter den Ägyptologen Anlaß für zahlreiche Spekulationen. G. A. Reisner nimmt an, daß es nach dem Tod des Cheops zu Familienstreitigkeiten kam und zwei Familienzweige um die Vorherrschaft stritten. Allerdings ist diese Theorie durch keinerlei archäologische Funde belegbar.  
Ehefrauen neben Chephrens Halbschwester Chamerernebti I. sind  seine Nichte Meresanch III., Persenet und Hekenuhedjet bekannt; letztere nur durch die Nennung ihres Namens im Grab ihres Sohnes.
Aus der Ehe mit Chamerernebti I. stammt eine Tochter Namens Chamerernebti II. und der spätere Pharao
Mykerinos. Kinder von Meresanch III. sind vier Söhne Namens Cheneterka, Duaenre, Nebemachet und Niuserre, eine Tochter Namens Schepsetkau sowie zwei weitere Töchter, deren Namen nicht mehr erhalten sind. Aus der Verbindung mit Hekenuhedjet ging ein Sohn Namens Sechemkare hervor. Unsicher ist die Zuordnung eines Nikaure als Sohn der Persenet, weil diese nur Aufgrund der direkten Nachbarschaft der Gräber beider Personen erfolgte.
Darüber hinaus sind noch weitere Nachkommen des Chephren belegt, deren Mütter aber unbekannt sind.
Weitere Gemahlinnen und Nachkommen des Chephren sind nicht in allen Fällen sicher. Vermutungen in diese Richtung stützen sich überwiegend auf ihre Gräber und den dortigen Inschriften.
Die genaue Regierungsdauer des Chephren ist unbekannt. Die zerstörte Angabe im Turiner Papyrus nennt 20+x Jahre, Manetho 66 Jahre, Herodot 56 Regierungsjahre. Das zeitlich höchste belegte Datum ist „13. Mal der Zählung“. Hiermit ist eine landesweite Zählung des Viehs zum Zwecke der Steuererhebung gemeint. Diese Zählungen fand ursprünglich alle zwei Jahre, später aber zum Teil auch jährlich statt. Ob unter Chephren eine regelmäßige zweijährliche Zählung stattfand, ist aus dem vorhandenen Quellenmaterial nicht ersichtlich, weil aus der Regierungszeit Chephren zu wenige Datumsangaben erhalten sind. Sollte die Zählung alle zwei Jahre erfolgt sein, würden sich 26 Regierungsjahre ergeben, was dann mit den Angaben des Königspapyrus Turin übereinstimmt.

Seine Pyramide hat sich König Chephren Diagonal zum Bau der Cheops in Giza errichten lassen.  Wegen ihres etwa 10 Meter höher gelegenen Standortes wirkt sie größer, bleibt aber mit einer Höhe von 143,5 m etwas unter dem Maß der Cheops-Pyramide. Besonders an der Spitze ist die Kalksteinverkleidung der Anlage noch gut erhalten, deren unterste Lagen aus Rosengranit bestehen. Als Baumaterial für das Kernmauerwerk diente lokaler Kalkstein, alle weiteren aus Tura-Kalkstein.
Vom Architektonischen ist sie dem Bau seines großen Vorgängers ebenbürtig. Für das Gang- und Kammersystem wurde im Inneren eine völlig andere, dabei recht einfache Lösung gefunden.

Durch eine Planänderung hat die Pyramide zwei Eingänge. Beide liegen auf der Nordseite. Der heutige Zugang liegt etwa 3 Meter außerhalb des Bauwerks. Von diesem führt ein Gang schräg nach unten, von dem westlich ein Raum abzweigt. Der jüngere Eingang liegt in etwa zwölf Meter Höhe an der Nordwand. Von dort aus führt zunächst ein Gang nach unten, der dann auf Höhe der Pyramidenbasis horizontal verläuft und sich dann mit dem unteren Gang vereinigt.
Dieser Gang führt waagerecht in die mit einem Giebeldach ausgestattete Grabkammer und hat den Grundriß von 14,1 x 5 m.
Die Grabkammer liegt zentral am Boden der Pyramide. In der Neuzeit betrat erstmals 1813 G. Belzoni die Grabkammer. Er fand den leeren Sarkophag des Königs.
Der Sarkophag besteht aus schwarzem Hartgranit und ist halb in das sehr dicke Pflaster eingelassen, das früher mehr vom Fußboden bedeckt war. Der Deckel lag in zwei Teile zerbrochen daneben. Eine Grube in der Pyramide, die erste ihrer Art in einer Pyramide gefundene, barg wahrscheinlich die Kanopentruhe, welche mit ihrem Deckel mit dem Bodenniveau abgeschlossen hätte.
Der im Vergleich zur Cheops Pyramide geringe Raumumfang ließ vermuten, daß noch weitere Kammern dort sein könnten. Eine strahlentechnische Untersuchung blieb jedoch ergebnislos.
Eine kleine Nebenpyramide befand sich auf der Südseite der Großen Pyramide. Hiervon ist fast nichts mehr erhalten, sogenannte Steinräuber haben sie fast völlig beseitigt. Zu sehen sind noch ein paar Fundamentgrundrisse sowie ein paar Steinquader. Es wird vermutet, daß sie der die Beisetzung der ka-Statuen diente. Von ihren zwei abgehenden Passagen mündet eine unter der großen Pyramide und endet in einer Sackgasse in einer kleinen Nische. Hier fand man Teile einer Holzkiste mit ehemaligen Möbelstücken. Diese wurden von Ahmed Youssef zusammengebaut und ergab ein Zedernholzrahmen in Form einer Gotteskabine (sah netjer), die wahrscheinlich aus rituellen Gründen in gleichmäßige Stücke zerhackt war. Bekannt sind solche Gotteskabinen z. B. aus Grabszenen der Cheops Enkelin Meresanch, worauf zu sehen ist, wie eine Gotteskabine (sah netjer) mit einer Statue des oder der Verstorbenen darin rituell zum Grab gezogen wird.

Zum Pyramidenkomplex des Chephren gehört neben der Pyramide ein Taltempel, eine Zugangsrampe und der Totentempel.
Vom Taltempel und der Sphinx führt ein Aufweg zum Totentempel. Der Totentempel ist größer als die früheren seiner Vorgänger. Er besteht aus mehreren Granitkammern und einer Eingangshalle, die aus zwei Teilen besteht. Es wird vermutet, daß am Ende der verschiedenen Passagen  große Statuen standen. Es wurden zwar keine gefunden, aber zu dieser Zeit begann die Errichtung übergroßer Statuen., die nach Größe und Anzahl bis zum Neuen Reich unerreicht blieb. Dennoch fand man Statuenfragmente von kleineren Statuen in sehr großer Anzahl.  Ein Hof wurde von großen granitumhüllten Säulen umgeben, die so breit waren, daß sie wie Brückenpfeiler wirkten. Vor diesen Säulen standen Statuen, die nach Hölscher Osirisstatuen gewesen sein könnten. Herbert Ricke rekonstruierte sie allerdings als Sitzstatuen des Königs mir nemes-Schal.
Neben dem Totentempel fand man fünf Schiffsgruben im Felsgrund. Das Gebäude wurde zur Norm weiterer Totentempel.


Der Taltempel, ein beindruckendes, schmuckloses Bauwerk, ist außer den Pyramiden der größte Steinbau aus dem Alten Reich und liegt am Rand des fruchtbaren Ackerlandes. Seine großen Kammern ähnelt denen des Totentempels. Es fanden Bohrungen bis in 16m Tiefe statt, die eine Art Kai vor dem Sphinx-Tempel zutage förderten, der sich wahrscheinlich in südlicher Richtung an der Frontseite des Taltempels entlang zog und von den Rampen zu dessen beiden Türen führte.
Als Zahi Hawass den Bereich 1995 erneut frei legen ließ, sah er, daß die Rampen von Lehmziegelwänden einen umschlossene Tunnel überkreuzen, die einen in nord-südlicher Richtung verlaufenden engen Korridor oder Kanal bilden. Dieser Kanal mündet in einem nach Nordosten führenden Abzugsgraben.
Der Taltempel wurde aus mit Rosengranit umkleidete Megalithen gebaut. Die Eingänge bestanden aus riesigen Zedernholztüren, dazwischen befand sich das Vestibül mit Wänden aus einfachen polierten Rosengranit und der Fußboden aus weißem gepflasterten Alabaster. Es schloß sich eine T-förmige große Halle an, die ebenso wie das Vestibül ausgekleidet war. 16 Granitpfeiler aus einem Stück hergestellt, trugen das Dach. Vier stehen heute noch. Durch Schlitze am oberen Ende der Wände fiel das einzige Licht. Hier befanden sich an den Wänden Chephrenstatuen in eckigen Gruben, wahrscheinlich waren es 24, davon sind 23 Statuensockel noch zu sehen.
Der Taltempel spielte eine wichtige Rolle für die Bestattungszeremonien des verstorbenen Königs, welche wohl hier abgehalten wurden. Das Reinigungsritual scheint auf dem Dach unter einem Baldachin statt gefunden zu haben.
Von diesem Tempel ist nicht mehr viel erhalten.

 

Der Sphinx

Am unteren Ende des Aufwegs befindet sich der 20 m hohe aus gewachsenem Felsgrund gehauene löwengestaltige mit menschlichen Kopf versehene Sphinx. Sein Antlitz soll Chephrens Züge tragen. Auf der "Traumstele" des Thutmosis III., die sich zwischen den Füßen befindet und von Thutmosis III. in der 18. Dynastie dort aufgestellt wurde, ist zu lesen:
"@aj=f-[Ra] tw.t jr n Itm-Ra-@r-m-Ax.t"... Chephren, das Abbild, das für Atum-Re-Harmachis [= Sphinx] gemacht wurde ...". Das spricht dafür, daß die Ägypter des Neuen Reiches den Sphinx als Abbild des Chephren gesehen haben könnten. Allerdings ist das bereits eine Zeit, die etwa 1000 Jahre nach der Erstellung liegt, also auch nicht mehr unbedingt als zeitgenössisch gelten kann. Zudem ist der Text an dieser Stelle leider unvollständig. ..."
(1)
Die Figur des Löwen symbolisierte in mehreren antiken Nahostkulturen die Sonne wie zugleich auch die Königswürde. Die Gestalt lebte in der ägyptischen Ikonographie zweieinhalb Jahrtausende fort und wurde zum Vorbild zahlloser Nachahmungen.
Der Löwenkörper der Sphinx ist in seiner Dimension zu groß. Man vermutet, daß die Erbauer den Körper verlängerten, um eine fehlerhafte Gesteinsschicht zu überbrücken.
Wie schon erwähnt, befindet sich der Sphinx am unteren Ende des Aufwegs.
Verlängert man die rechteckige Zweitumfassungsmauer des Pyramidenkomplexes nach Osten, so wäre der Sphinx in diesem Komplex mit eingeschlossen. Die Südseite des Sphinxgraben bildet so den Nordrand des Aufwegs. Durch diese enge Verbundenheit geht man davon aus, daß der Sphinx für Chephren geschaffen wurde.
Untersuchungen haben ergeben, daß der Sphinx aus verschiedenen Gesteinsschichten geologischer Epochen entstammt und aus diesem Grund die Figur auch unterschiedlich erhalten geblieben ist. Der relativ gut erhaltende Kopf besteht aus hartem Fels, der Leib aus weichem Stein, die Füße aus Hartsand und Korallenriff.
Die Steinblöcke, die beim Herausarbeiten der Sphinx entstanden, wurden für den Sphinx- und Taltempel benutzt. Der Sphinxtempel wurde z. B. aus diesen Kernblöcken errichtet, ersichtlich an ihren weichen gelben Streifen zwischen zwei harten Lagen, welche knapp unterhalb der Brusthöhe des Sphinxleibes entnommen wurden.

Vor der Sphinx steht der Sphinx-Tempel. Er liegt etwa 2,5m tiefer als die Sphinxterrasse und ist in die erste Schicht des Felsen gehauen. Welchem Zweck er diente, ist unbekannt. Es gibt keine schriftlichen Hinweise auf dieses nie vollendete Bauwerk. Der Tempel hat ebenfalls einen einen zentralen Innenhof mit mit 24 Säulen aus Rosengranit, die eine Kolonnade und einen Wandelgang bilden, an dessen Seiten 10 große Königsstatuen stehen.
Bereits während der Antike wurde die Figur mehrfach restauriert, was durch Arbeiten belegt werden kann, die Thutmosis IV. (18. Dynastie) ausführen lies.
Spätere Pharaonen suchten diesen Ort auf, um ihre Macht zu legitimieren. Amenhotep II. ließ hier einen weiteren Tempel errichten, Tutanchamun erbaute ein Rasthaus. Zahlreiche gefundene Stelen aus späterer Zeit belegen die kulturelle Bedeutung dieses Ortes auch in den folgenden Dynastien.

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(1) Zitat : Michael Tilgner