Grabdekoration  und Grabausschmückung
 

Vom äußeren Eingang führen aus behauenen Steinblöcken in den Felsboden eingelassene Stufen
zum abschüssigen ersten Korridor B.
Diese Stufen führen zum eigentlichen Eingang des Grabes, auf dessen Türsturz eine gelbe Sonnenscheibe mit einem Skarabäus als Morgenform und eine widderköpfige Gottheit als
Abendform des Sonnengottes abgebildet ist.
Rechts und links der Sonnenscheibe sind Isis und Nephtys anbetend davor dargestellt.
Unter dem Türsturz des Durchganges befand sich ein Holzbalken der zum abschüssigen ersten Korridor B führt.

Gleich im Eingangsbereich wird Siptah als König beider Länder von Re-Harachte begrüßt, dargestellt auf einem kräftigen gelben Hintergrund.

 

Im Anschluß daran folgt die Öffnungsvingette der Litanei des Re, die sich auf der linken Wand fortsetzt.
Sie ist bis auf die Kartuschen in bemalten, versenkten Relief ausgeführt.

Die inneren Laibungen vom Eingang des Grabes sind mit geflügelten
Figuren der Maat dekoriert, welche in einem Korb auf Wappenpflanzen
von Ober- und Unterägypten getragen und mit verschiedenen
Verheißungen beschenkt wird, die die Fortdauer der Weltordnung
garantieren sollen.

Ein 15m langer Korridor folgt, auf dem die Wände sorgfältig mit gemalten Inschriften von den ersten Zeilen der Litanei des Re sowie weiteren Texten und Szenen aus diesen Passagen geschmückt sind.
 

Die Decke ist in ihrer Farbenpracht, dem Sternenhimmel und in der Mitte einem Längsfries mit Inschriften und Götterszenen, noch gut erhalten.
Auf seinem Weg ins Jenseits begleiten Siptah in das Grabesinnere geflügelte Wesen mit den Köpfen der Kronengöttinnen Nechbet (Geier) und Wadjit (Schlange).
Darstellungen von einer Reihe fliegender Geier sind im ersten Korridor ebenfalls an der Decke zu sehen.

Die Litanei in den Korridoren B und C ist eine lange Hymne an den Sonnengott Re.
In den als Sonnenlitanei des Re bekannten Texten im Neuen Reich wird der Sonnengott in "all seinen Entfaltungen" als 74 verschiedene Gottheiten identifiziert. Nicht nur in der Gestalt der Sonne, sondern auch als weibliche Gottheiten, wie Nut und Isis.
Die Anbringung dieser Litanei gehört zum Standartprogramm der ramessidischen Königsgräber in der 19. und 20. Dynastie und erscheinen seit Sethos I. (KV 17) an der Decke von Korridor C.
Im Grab Siptah könnte man die Litanei, von der stets bestimmte Passagen im Korridor C an der Decke angebracht ist, als liturgischen Text verstehen, der im Grab von den Priestern rezitiert wurde. Es handelt sich dabei um die Anrufung an den vereinigten Re und Osiris, den "vereinigten Sonnenleib".
Frau Hanna Jenni deutet die Textabschnitte, welche an den Wänden zu sehen sind, als Refrain zu der langen Litanei von Anrufungen an den Sonnengott.
Etwa in der Mitte des Korridors C befinden sich auf beiden Seiten gegenüberliegend, etwas über dem Bodenniveau, zwei Balkenlöcher. Sie dienten dem kontrollierten Abseilen des Sarkophages.

Am Ende jeder Wand befinden sich identische Szenen aus dem Kapitel 151 des Totenbuches.
Hier endet der erste Teil der Reise mit der erfolgreichen Balsamierung des Königs und der Ausstattung mit den notwendigen Riten und Utensilien durch Anubis.
Auf dem Foto ist in der Mitte Anubis neben der Mumie stehend zu sehen, welche auf einem Bett mit Löwenfüßen und Löwenköpfen liegt, von Isis und Nephthys flankiert.
Darüber und darunter in besonders schöner Ausführung der Anubis-Schakal.
Ebenso werden Osiris Gebete und Litaneien zu seinem Lob unter vielen Namen zuteil.
Die Texte und Darstellungen an den Wänden und der Decke setzen den König mit Re gleich und binden ihn in den täglichen Sonnenlauf mit ein.
Zu sehen sind Ausschnitte aus der Sonnenlitanei und dem Amduat.


Von nun an setzt Siptah seine unterweltliche Reise nicht mehr als König fort, sondern als Gott auf dem Weg zu Osiris werdend.

An den Korridor C schließt sich der undekorierte Schachtraum ohne Schacht an.
Hiermit ist somit eine Trennung des Grabgrundrisses in eine obere und untere Hälfte erfolgt.

Die Bedeutung des in vielen Gräbern vorhandenen Schachtraumes ist noch unsicher. Es gibt diverse Diskussionen darüber die von der Funktion als simples Regenauffangbecken über den Schutz vor Grabräubern bis zum „Ritualbrunnen“ gehen.
 

An diesen Schachtraum schließt sich die Pfeilerkammer F an.
Jeweils zwei Pfeiler befinden sich mittig entlang der Hauptachse.
Sie ist auf den ersten Blick undekoriert. Spuren roter Farbe in der Mitte der rechten Wand (Westwand) sind zu erkennen. Kent Weeks vermutet, daß sie vielleicht eine geplante Tür markieren, die zu einer niemals angelegten Seitenkammer führen sollte.


Blick in den unteren Teil der Grabanlage


Korridore im unteren Teil der Grabanlage

In den darauf folgenden Korridoren / Räumen fehlt heute die Ausmalung vollständig bis auf einige Ausnahmen, wo noch Spuren roter Farbe erkennbar ist. Hanna Jenni geht davon aus,
daß auch diese Korridore vollständig dekoriert waren.
Im unteren Teil der Grabanlage sind die Decken gewölbeförmig ausgebrochen.
Auf dem Foto zeigt der Pfeil in etwa die ursprüngliche Höhe der Decke.

© beide Bilder: Ägyptologisches Seminar an der Universität Basel
Durch das Vorhandensein eines zusätzlichen Raumes und zwei Korridoren hat das Grab eine ungewöhnliche Länge. Statt wie in der ramessidischen Zeit allgemein üblich, daß nach dem Korridor H und einem Vorraum, direkt die Sargkammer betreten wird, folgt hier noch ein länglicher Raum J1, der etwas breiter als die Korridore ist. Auffallend ist dort an der linken Wand ein etwa 2 Meter hohes Loch.
An dieser Stelle war eigentlich die Sarkophagkammer geplant. Durch einen Planungsfehler wurde zu spät bemerkt, daß man dabei mit dem Grab KV 32 kollidieren würde.
Der Raum J entstand so durch diesen Planungsfehler.
Nach neuen Erkenntnissen vermutet Hanna Jenni, daß dieses undekorierte Grab KV 32 einem der Königskinder der Gemahlin Tiaa des Amenophis II. aus der 18. Dynastie zugeordnet werden könnte.

Nachdem die Wände vom Raum J1 während der letzten Kampagne von anklebenden Schuttresten befreit wurden, kamen noch Reste von der ursprünglichen Dekoration zum Vorschein.
Hier ein paar Fotos nach der Reinigung. Es handelt sich dabei um Darstellungen aus dem Unterweltbuch, sechster und siebter Abschnitt des Amduat .
 

Am Ende der Grabachse befindet sich die unfertig gebliebene Grabkammer. Es fehlt die hintere Abschlußwand. Beim Blick vom letzten Korridor in die Sargkammer fällt sofort der dominierende Sarkophag auf, welcher heute in Situ an seinem Platz steht. Von der Wanddekoration sind nur noch minimale Dekorationsreste zu sehen.

Die hintere Pfeilerhalle fehlt, von der vorderen Reihe der vier Pfeiler sind allerdings nur noch Reste vorhanden. Die Wandbänke auf drei Seiten und Deckengewölbe in der Querachse wurden vollendet.
 

Hier ruhte nun der König in seinem Sarkophag, als Sonnengott geworden, während in der Darstellung auf dem Deckel seine Osiriswerdung nochmals verdeutlicht wird.
 

Der äußere Sarkophag aus rotem Granit hat die Form einer Kartusche. Auf dem Deckel befindet sich ein halbplastisches Bildnis des Königs. Flankiert wird der König von den Göttinnen Isis und Nephtys, umgeben von einem Krokodil, einer Schlange, zwei Kobras mit menschlichen Köpfen.
 

 

 

Foto: Weeks, Kent; Luxor. Illustrierter Reiseführer durch Grabstätten, Tempel u. Gräber. Vercelli 2005.

An beiden Seiten wird der König von den Göttinnen Isis und Nephtys beschützt.
Die Außenseiten sind mit Texten, Ornamenten und Szenen versehen, die in dieser Art hier zum ersten Mal auftreten und in den späteren Gräbern bis zur Herrschaft von Ramses II. übernommen wurden . Es sind Szenen, die mit dem sogenannten Buch der Erde verwandt sind, welches in 4 Teilen die nächtliche Fahrt der Sonnenbarke durch die Unterwelt beschreibt.

Während auf der Onlineseite von kv 5 zu lesen ist, daß an dem Sarkophag von Siptah keine sichtbaren Beweise für die Auslöschung der Namen des Königs zu sehen sind, berichtet Altenmüller von Spuren einer zweiten Verwendung. An der Sargwanne und Deckel sei zu erkennen, daß die dort angebrachten Thron- und Geburtsnamen des Siptah über ausgekratzte Namen eines Vorbesitzers erneut angebracht wurden.
An einer Stelle der Sargwanne befinden sich leer gelassene Kartuschen, die bei der Wiederverwendung nicht neu beschriftet wurden. Der Name des Vorbesitzers ist nicht mehr zu erkennen.
An Hand von Indizien wird vermutet, daß der königliche Sarkophag zwischenzeitlich von Tausret usurpiert und die Mumie Siptah`s in ihren "nichtköniglichen" Sarkophag umgebettet wurde.
Ein Indiz für die Usurpation und Rückführung des Sarkophages von Siptah sind die Schleifspuren an den Wänden im Grab von Tausret, die Altenmüller meint gesehen zu haben und dokumentiert hat. Mir sind diese bei der Grabbesichtigung nicht aufgefallen, möglich, daß sie durch Restaurationen des Grabes nicht mehr zu sehen sind. Altenmüller vermutet, daß diese vom Deckel und der Sargwanne beim Abtransport des Sarges durch die engen Gänge entstanden sein könnten.
Es wird davon ausgegangen, daß vermutlich nach dem Machtwechsel von Tausret unter Sethnacht die Rückführung des Sarkophages und der Mumie Siptah`s erfolgte.

In der Zeit der Sargbewegung und der Auslagerung der Mumie wurde das Grab von Siptah wahrscheinlich renoviert und nach Beendigung der Arbeiten neu geweiht.
Siptah wurde so nach der Machtergreifung Sethnacht`s ein zweites Mal bestattet.
Möglich ist, daß bei der Renovierung des Grabes nur die Wiederherstellung der Kartuschen Siptah`s erfolgte.
Zu erwähnen wäre hierbei, daß nicht nur am Sarkophag Kartuschennamen von Siptah getilgt wurden, sondern teilweise auch an den Wänden im Grab ebenso im Grabinneren. Auffallend ist dabei, daß die Restauration der Kartuschen in unterschiedlicher Qualität erfolgte.
Am Grabeingang sorgfältiger als im Grabinneren. Sie unterscheiden sich nicht von den ursprünglichen Kartuschen, allenfalls ist gelegentlich eine "modernere" Schreibweise zu erkennen.

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Quellen:
Ausführlicher Quellennachweis siehe Referat:
Siptah (KV 47)
Weeks, Kent; Luxor. Illustrierter Reiseführer durch Grabstätten, Tempel u. Gräber, Seite 297.  Vercelli 2005. Seite 297.
http://pages.unibas.ch/talderkoenige/ (März 2008)
http://www.kv5.de/html_german/index_exploration_german.html (März 2008)
Altenmüller, H., Bemerkungen zu den Königsgräbern des Neuen Reiches, SAK 10, 1983.

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