Sesostris II.
 

 
Sesostris II. ließ an der östliche Grenze der Oasensenke Faiyum seine Pyramide errichten.
In ihrem Aufbau unterschied sie sich völlig von den Pyramiden seiner Vorgänger. Sternförmig angeordnete Stützmauern aus großen Kalksteinblöcken bildeten das Gerüstskelett. Die Hohlräume dieses Kalksteinskeletts verfüllte man mit ungebrannten Lehmziegeln, ebenso formten diese auch die Spitze des Bauwerks. Mit Kalksteinplatten wurden anschließend die Außenflächen verkleidet.

Die Umfassungsmauer der Pyramide war, wie bei der Djoser Pyramide aus der 3. Dynastie, mit Nischen versehen.
 

Die Basis für die feine Kalksteinverkleidung des Grabmals bildete ein umlaufender, in den Fels geschlagener Fundamentgraben, in dem ein mit Kies gefüllter Drainage-Kanal eingebaut wurde.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kalksteinverkleidung, wie bei allen ägyptischen Pyramiden abgetragen und zu Dünger für die Felder sowie auch zur Herstellung von weißer Kalksteinfarbe zum Anstreichen der Häuser weiter verarbeitet.
Nachdem die Verkleidung abgetragen war, wurden die Lehmschlammziegel ohne diesem Schutzmantel witterungsanfällig und zerfielen im Laufe der Jahrtausende.
So ist von der einstigen Pyramide heute nur noch ein zerfallener Hügel zu erkennen.
Zum Schutz gegen Grabräuber befindet sich der Eingang nicht im Norden, sondern man legte ihn erstmalig versteckt als 16 m tiefen Schacht außerhalb der Pyramide an der Südostecke an.
Dieser senkrechte Zugang war für den Transport des Sarkophages und der Grabbeigaben viel zu eng.
Aus diesem Grund mußte noch ein weiterer Bauschacht angelegt werden.
Diesen Zugang verdeckte später das Grab einer unbekannten Prinzessin.
Ein horizontalen Gang verbindet beide Schächte miteinander.
Der Gang führt zu einer Halle mit Gewölbedecke. Von dort endet am Ostende ein senkrechter Schacht in die Tiefe.
Heute ist dieser Schacht mit Grundwasser gefüllt. Ein ansteigender Korridor geht von der Halle durch eine weitere Kammer in den südöstlichen Bereich zu einer Vorkammer im Inneren der Pyramide. Im rechten Winkel davon zweigt die eigentliche Grabkammer ab.
 
alle Fotos: Andreas Bordt

Die Grabkammer hat ein Giebeldach und ist vollständig mit Granit ausgekleidet.
Der Sarkophag des Königs aus Rosengranit befindet sich am Westende der Grabkammer.

In einem kleinen Nebenraum hatte Flinders Petrie bei Ausräumungsarbeiten Teile der Grabausstattung und einen königlichen Uräus aus Gold gefunden, der das Stirnband des Herrschers schmückte.
Petrie nimmt an, daß diese Dinge wohl Grabräuber aus der Antike verloren haben könnten.

Ein weiterer umlaufender Gang zwischen Vorkammer und Grabkammer führt um die Grabkammer und mündet am Kopfende des Sarkophags.  Die Bedeutung dieses Ganges ist bisher noch nicht sicher gedeutet.

Während die Lage des Taltempels wohl inzwischen bekannt ist, so ist die Größe des Grundrisses des Tempels und die Lage des offenen Aufwegs in den Pyramidenbezirk bisher noch nicht bekannt bzw. genau untersucht geworden.
Nach Ansicht von Dieter Arnold war der Taltempel nicht direkt mit der Pyramide verbunden, sondern lag weiter entfernt in der Nähe der Pyramidenstadt Kahun.
Nach Petrie war sie von einer 3 m starken Mauer umschlossen, er zählte dort Reste von etwa 2.145 Häusern (Arbeitersiedlungen, Magazine, Speicher etc.).

In der Pyramidenstadt Kahun, die auch unter dem Namen "Hetep Senusret" (was bedeutet: Sesostris ist zufrieden), wurden zahlreiche Papyri aufgefunden.
Diese Papyri (Illahun-Papyri,) enthalten Listen von hergestellten Statuen oder Lieferscheine, berichten über Details der Verwaltung und Wirtschaft dieser Epoche und geben einen guten Einblick über die altägyptische Stadtentwicklung.
Auch geben die Papyri Auskunft über Medizin, Religion, Astronomie und Literatur zur Zeit der 12. Dynastie.

Als Brunton und Petrie im Jahr 1913 das Grab untersuchten, fanden sie in einer zugegipsten Höhlung 5 Schmuckkästen, welche wohl die antiken Grabräuber übersehen haben.
Der wohl bekannteste Fund aus dem Komplex ist der Schmuck der Prinzessin Sit-Hathor-Iunet, einer Tochter des Königs.
Neben den Schachtgräbern zweier Prinzessinnen entdeckte man auf dem Pyramidenbezirk an der Nordseite acht Mastaba-Gräber, die jeweils um einen Kalksteinkern herum aus Schlammziegeln errichtet waren.
Eine kleine Nebenpyramide, von welcher noch nicht sicher ist, ob es sich um eine Königinnen- oder Kultpyramide handelt, befindet sich in der Nordost-Ecke der Anlage.
Sie hat ein Basismaß von 27,6 m, bei einer geschätzten Höhe von etwa 18 Metern.
Eine Grabkammer wurde bisher noch nicht gefunden.

 
 
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